10. Februar 2014
Autor: Rebecca Schaal

Aufgeben? Niemals!Zehn Stunden Handball in der Woche, dazu Fahrstunden, Gardetraining und Gymnasium: Wie bringt man das alles unter einen Hut? Für die Trierer Handballerin Vanessa Nerling ist klar: Ohne Leidenschaft und Disziplin geht nichts.
Für ihre Leidenschaft, den Handball, verzichtet Vanessa Nerling auf vieles. Foto: Verein

Trier. Vanessa Nerling dieser Tage ans Telefon zu bekommen, ist nicht so einfach. "Am Samstag hatte ich zwei Spiele, eines in der Rheinlandliga und eines in der Kreisliga." Die 17-Jährige spielt im Rückraum für die zweite und dritte Mannschaft der Trierer Miezen. Nicht immer an einem Tag, so wie dieses Mal. Aber an jedem Wochenende hat sie zwei Spiele.

Klingt anstrengend, ist aber noch nicht alles: Neben ihrem Sport trainiert sie eine Gardegruppe in Trier-Biewer ("Ich finde es toll, mit Kindern zu arbeiten.") - und die verschlingt dieser Tage naturgemäß jede Menge Zeit. "Am Samstag bin ich nach dem letzten Spiel sofort rüber zur Kappensitzung." Den Rest des Tages nehmen Fahrstunden und - klar - die Schule ein; sie besucht die elfte Klasse des Friedrich-Spee-Gymnasiums in Trier-Ehrang.

Wie sie das alles schafft? "Manchmal ist es echt schwer. Gerade auch mit der Schule, wenn es viel zu lernen gibt." Doch aufgeben gilt nicht, da ist sie ganz Sportsfrau: "Beim Handball kann ich alles vergessen und den Kopf freibekommen. Und danach klappt das mit dem Lernen viel besser." Das kann dann auch schon mal ein bisschen später werden: "Mittwochs ist es heftig: Schule bis 16 Uhr, Garde um 17 Uhr und ab 19 Uhr dann Handballtraining."

Entfacht wurde ihre Leidenschaft für Handball in einer Schul-AG, damals war sie acht. "Es ist einfach ein toller Mannschaftssport. Ein Einzelsport wäre überhaupt nichts für mich." Und so sind ihre Teamkolleginnen längst auch zu Freundinnen geworden. "Viel Zeit für andere Freunde habe ich sowieso nicht mehr."

Denn wenn andere in ihrem Alter am Wochenende feiern gehen, steht für Vanessa Erholung auf dem Programm. Entweder weil sie fit sein muss für den nächsten Tag, oder weil ihr die Spiele vom Samstag in den Knochen stecken. "Am Anfang war es für manche Freunde schwer, das zu akzeptieren", sagt sie. "Aber meine beste Freundin spielt mit mir in einer Mannschaft. Wenn wir dann tatsächlich mal kein Spiel haben, nutzen wir das aus und gehen auch feiern." Es liegt keine Wehmut in ihrer Stimme, wenn sie vom Verzicht spricht. "Dafür ist mir der Handball viel zu wichtig."

Nach ihrem Abitur (Leistungskurse Sport, Biologie und Deutsch) will sie dem Sport treu bleiben, "als Physiotherapeutin zu arbeiten, das wäre etwas für mich". Doch gerade hat sie noch weniger Zeit als sonst, sich darüber Gedanken zu machen. "Handball, Fußball, Biathlon - ach, ich schaue mir alle Sportarten gerne an." Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass Vanessa momentan auch ab und zu mit Begeisterung vorm Fernseher sitzt. Denn die Olympischen Spiele sind genau ihr Ding. Auch ohne Handball.