Auf den ersten Blick mögen Handball und Poker nicht viel gemeinsam haben. Doch gerade, wenn es um das taktische Zusammenspiel geht, kann man von dem beliebten Tischspiel einiges lernen. Darüber hinaus können geübte Pokerspieler auch einige Tricks auf das Handballspiel übertragen und so ihre eigenen Fähigkeiten optimieren. Wir erklären, inwiefern man von Texas Hold'em und Co. profitieren kann.
Beim Poker kommt es vor allem auf die richtige Strategie an. Insbesondere die Varianten Omaha sowie Texas Hold'em sind taktisch geprägt und erfordern viel Erfahrung und ein gutes Maß an Selbsteinschätzung. Grundlegend ist zum Beispiel die Position, sprich, wann man in der Runde am Zug ist. Hier muss man lernen, das Beste aus jeder Position herauszuholen. Was könnte passieren, wenn ich vor meinem Gegner an der Reihe bin? Man muss sich bewusst sein, dass der Gegner dann auf bestimmte Handlungen reagieren und das Spiel lenken kann. Umgekehrt ist das gleiche möglich. Mit mehreren Spielern sind die Positionen komplexer und jeder Zug muss gut durchdacht sein. Das A und O ist also, dass man seine Karten kennt und sich selbst als Spieler Vertrauen schenkt. Beim Handball ist das ganz ähnlich: Die Grundvoraussetzung ist, dass man seine Position verinnerlicht und die seiner Spieler und Gegner kennt. Vorausschauendes Spiel ist extrem wichtig und kann über Sieg oder Niederlage entscheiden. So wie man beim Poker auf sich selbst hört, muss man beim Handball seinen Mitspielern vertrauen. Diese Art von Vorausschau und Vertrauen kann man als Grundsätze vom Poker lernen und in seinem Handballspiel implementieren.
Ohne regelmäßiges Training und einen eisernen Übungsplan stellt sich Erfolg nur selten ein. Um seine Fähigkeiten beim Handball verbessern und seine Leistungen weiter steigern zu können, ist es unumgänglich, gegen verschiedene Mannschaften anzutreten. Nur so kann man seine eigenen Stärken und Schwächen reflektieren. Jede gegnerische Mannschaft hat eine andere Spielweise, greift unterschiedlich aggressiv an oder setzt den Fokus stärker auf die Verteidigung. Es sind also viele Turniere und Niederlagen notwendig, um sein Spiel zu analysieren und letztendlich aus den Fehlern zu lernen. Nimmt man zum Beispiel eines der bedeutenden Handballspiele aus dem letzten Jahr, sieht man, dass eine intensive Spielanalyse unumgänglich ist. In der ersten DHB-Pokalrunde 2019 trat der 1. HSG Hunsrück gegen den 1. FSV Mainz an. Franzi Garcia, Trainern des HSG, lässt das Turnier Revue passieren, hebt sowohl Stärken als auch Schwächen hervor. Sie betont, dass die Mannschaft vor allem eine gute Leistung in der Abwehr geliefert habe, auf die man aufbauen könne. Im Angriff fehle allerdings die Durchschlagskraft. Genau solche Erkenntnisse sind wichtig, um strategische Lücken zu schließen und das Team voranzubringen. Beim Pokern ist das nicht anders. Wenn man nicht unzählige Hände unter Wettbewerbsbedingungen gespielt hat, wird sich der langfristige Erfolg nicht einstellen. Dabei darf man sich durch Niederlagen von Pokerpartien nicht entmutigen lassen. Verluste sind wichtige Erfahrungswerte, die das eigene Pokerspiel auf lange Sicht verfeinern. Den größten Fehler, den man machen kann, ist, die Flinte vorzeitig ins Korn zu werfen und sein Spiel schließlich durch unkluge Einsätze noch schneller zu verlieren. Und genau das ist auch beim Handball relevant: Wenn man nicht aufgibt, als Mannschaft zusammenhält und aus Niederlagen lernt, stellt sich der Erfolg auf Dauer ein. Es ist ja bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Die Damenmannschaft des 1. HSG Hunsrück in voller Aktion
Wer seinen Emotionen beim Poker freien Lauf lässt, trifft impulsive Entscheidungen, die sich vielleicht kurzzeitig gut anfühlen, aber langfristig in eine Sackgasse führen. Als Tilt bezeichnet man die negativen Gefühle, von denen man sich leicht leiten lassen kann. Die Folge ist, dass man am Pokertisch die Beherrschung verliert und das Spiel durch spontane Entscheidungen aus der Hand gibt. Um dafür zu sorgen, dass das nicht passiert, ist es wichtig, das Spiel aus einer objektiven Distanz zu betrachten und es nicht durch seine Gefühle zu steuern. Selbstreflexion und -kontrolle sind hier die Stichworte. Nicht für umsonst hat das sogenannte „Pokerface“ hier seinen Ursprung. Wenn man einen kühlen Kopf bewahrt und sich seine Hand nicht an seinem Gesichtsausdruck anmerken lässt, hat man trotz enttäuschender Karten eine realistische Chance, das Spiel für sich zu gewinnen. Seinen Gegner kann man zusätzlich durch die Technik des Bluffens in die Irre führen und seinen Mitspielern auf diese Weise den Eindruck geben, dass man eine wirkungsvollere Hand hat als man eigentlich besitzt. Auch im Handball ist es wichtig, geradlinig zu denken. Handlungen müssen taktisch klugen Überlegungen entspringen und nicht von spontanen Emotionen geleitet werden. Verpatzt man einen Pass oder versäumt es, einen generischen Ball abzuwehren, sorgt das natürlich für Frust und Ärger. Dabei ist es verlockend, seine Fehler auf eigene Faust schnell wiedergutmachen zu wollen. In den meisten Fällen führt das aber nicht zu dem gewünschten Erfolg. Gerade in solchen Situationen ist es entscheidend, sich auf die besprochene Strategie zu berufen und als Mannschaft zu agieren. Genauso können gegenteilige Gefühle zu weiteren Versäumnissen führen.
Eine Handballmannschaft kommt als Team zusammen und macht sich Mut
Darüber hinaus darf man sich seine Unsicherheit nicht anmerken lassen. Sobald das andere Team spürt, dass man eine wackelige Phase hat, wird es sich stärker auf den Angriff konzentrieren. Offensichtliche Schwachstellen sind ein großer Vorteil für die Gegner. Ist man dann eingeschüchtert, ist es schwierig, wieder auf die Füße zu kommen. Wie beim Poker ist es deswegen wichtig, sich seine Angst, Wut oder Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Legt man sein Pokerface auf, kann man vielleicht sogar der gegnerischen Mannschaft den Wind aus den Segeln nehmen. Mindestens genauso gefährlich ist es, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen oder sich ausdauernd über seinen gewonnen Punkt zu freuen. Dann verliert man schnell das Gesamtziel aus den Augen, wird unkonzentriert und macht Fehler. Gerade wenn man sich seiner Sache zu sicher fühlt, ist der gegnerische Angriff effektiv. Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen selbstsicherem und überheblichem Auftreten.
In vielerlei Hinsicht können sich die Fähigkeiten, die man sich beim Pokern aneignet, beim Handball als nützlich erweisen. Durch das beliebte Kartenspiel lässt sich lernen, wie man am besten einen kühlen Kopf bewahrt, eine durchdachte Strategie verfolgt, seine Gegner angemessen einschätzt, selbstbewusst handelt, sich nicht von seinen Emotionen leiten lässt sowie seiner Mannschaft vertraut und letztendlich aus Fehlern lernt.