22.02.21

 

Stefan "Premmi" Premm, Torwart und Trainer-Legende der MJC Trier

 

„Eigentlich bin ich seit dem ich denken kann ein Miezer. Mein Elternhaus war in der Rindertanzstraße, direkt gegenüber der Miez (Jugendzentrum Mergener Hof). Schnell über die Straße und ich konnte zwischen Kinderspielgruppen, Hausaufgabenhilfen, Teeraum, Jugend- und Kinderfreizeiten, Kinder- und Jugendclub, Miez-Kneipchen, Bolzplatz (damals noch ein Teerplatz mit Handballtoren) und vielen verschiedenen Sportmöglichkeiten wählen.

 

Auch eine Betreuung durch Erzieher, Aufsichtspersonen und den Jesuitin-Patern war immer gewährleistet. Ich bin zu einer Zeit in der Miez groß geworden, wo es dort nicht an Kindern und Jugendlichen mangelte. Der Hacker (Tischfußballspiel) am Haupteingang der Miez war immer ein beliebter Treffpunkt und ich war immer dabei. Hier war immer was los und man traf hier ständig echte Miezer und wahre Handball-Legenden. Auch später als Jugendlicher war der Mergener Hof immer ein Anlaufpunkt. Das Miez-Kneipchen und der MJC-Teersportplatz war immer erste Wahl.

 

Diese Zeit hat mich tatsächlich bis heute sehr geprägt und dafür bin ich dem Verein und Jugendzentrum sehr dankbar. Das Gemeinschaftsgefühl eines Mannschaftssports in Verbindung mit einem derartigen Verein (Jugendzentrum) ist schon vorbildlich und konnte sich sehen lassen. Man war stolz ein Miezer zu sein“, erzählt Stefan „Premmi“ Premm (53).

 

Woher sein Spitzname kam, ist ihm nicht in Erinnerung. „Ich war schon als kleines Kind der „Premmi“, verrät er.

 

 

1976 wurde Stefan dann offiziell Mitglied in der MJC und schloss sich der Handballabteilung an. Er begann als Feldspieler in der Miez-Jugend, aber schon nach kurzer Zeit stellte man fest, dass ihm das Torwartspiel besser liegt.

 

„Meine Jugendtrainer waren damals Hans Holzhäuser, Manfred Soffel, Christoph Heidweiler und am Ende Klaus-Dieter „Mausi“ Bermes. Meine Jugend war damals etwas „unruhig“ und ich muss heute sagen, dass wahrscheinlich ohne meinen Handballsport einiges nicht so gut gelaufen wäre. Besonders in der B- und A-Jugend war der Zusammenhalt in meiner Mannschaft so groß und „Mausi“ Bermes hatte uns wirklich gut im Griff. Man konnte dort immer einen Halt finden! Eine echt geile Zeit! Bis heute stehe ich mit einige Jungs aus dieser Zeit in Verbindung“, freut sich der in Pellingen lebende Premm.

 

 

Mit 17 Jahren half „Premmi“ dann das erste Mal bei den 1.Herren aus. Der damalige Männertrainer Rainer John hatte ihn für das letzte Oberliga-Aufstiegsspiel im Mai 1985 - Quali-Runde zur Oberliga Rheinland gegen TuS Horchheim in der vollbesetzten Mäusheckerweghalle - aus der A-Jugend hochgezogen, da nur ein Torwart zur Verfügung stand. „Der zweite Torwart war verletzt und ich sollte mich nur zur Sicherheit auf die Bank setzen. Zur Halbzeit wurde ich dann eingewechselt, da Stammkeeper Richard -„Richie“- Stoffel nicht seinen besten Tag erwischt hatte“, erinnert sich Premm.

 

Selten hatten die Miez ein Torwartproblem. Es waren immer genügend gute Torhüter im Verein. Der Herrenbereich war sehr stark besetzt und so entschied sich Premm zum Wechsel ins Saarland. 1987 wechselte er zum damaligen Regionalligisten HSV Merzig-Hilbringen. Doch der Wechsel stand unter keinem guten Stern: „Leider kam ich dort verletzungsbedingt nie zum Einsatz. Ich musste nach einem Jahr wegen einer Rückenverletzung dort die Segel streichen und ich kam zurück zur 2. Miez-Männermannschaft. Alle meine Wechsel zu anderen Vereinen (1989 HB Echternach/1. Lux. Division Nationale und 1992 HSG Biewer-Pfalzel Oberliga Rheinland) waren immer nur für eine kurze Zeit, da meist mein Verletzungspech mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung (Karriere) gemacht hatte. Rückblickend glaube ich, dass da handballerisch noch mehr drin gewesen wäre“, so Premm.

 

Zum ersten Handballvergleich im Rahmen der Städtepartnerschaft kam es 1988 in Weimar. Zusammen mit Vertretern des damaligen Bezirksvorstandes Mosel reiste Premm als Mitglied der Trierer Handballstadtauswahl in die Trierer Partnerstadt. Trainiert wurde die Stadtauswahl damals von Wolfgang Becker.

 

Nach seiner Rückkehr 1989 aus Luxemburg, stieg Premm dann erstmals ins Trainergeschäft ein und übernahm die männliche MJC-C-Jugend.

 

 

 


Später trainierte er weitere Jugendmannschaften der MJC. 2002 wurde er mit der weiblichen D-Jugend -mit Premm Tochter Katrin- ohne Niederlage Bezirksmeister. „Dieses Team war damals der Beginn eines echt tollen Handballjahrgangs. Auch Katrin begann hier mit dem Papa zusammen ihre Handballlaufbahn. Katrin hat eine tolle Laufbahn hinter sich und viele Erfolge gefeiert, aber für mich persönlich war ihr erster Auftritt bei den Miezen in der 1. Bundesliga schon etwas ganz Besonderes und Papa saß auch noch als Co-Trainer auf der Bank“, schaut Premm mit Freude zurück.  

 

 

 

Besonders in Erinnerung geblieben sind Premm die Jahre seiner Trainertätigkeit in der 1. Damenmannschaft der Miez. „Nach meiner aktiven Laufbahn (1993) sprach mich der damalige Trainer der 1.MJC-Damenmannschaft Wolfgang Rommel an, ob ich nicht fest ins Trainergeschäft als Co-Trainer bei ihm einsteigen wollte. Ich hatte zuvor schon oft bei den Frauen mittrainiert und mich auch schon etwas um die Torhüterinnen gekümmert. Deshalb fiel mir die Antwort nicht schwer und ich sagte zu. Allerdings muss ich dazu sagen, dass eine solche Entscheidung und Aufgabe nicht ohne eine gute und verständnisvolle Partnerin funktioniert. 3- bis 4-mal die Woche plus Trainingslager und viele Wochenenden von der Familie weg und dann auch noch mit jungen Frauen, dass macht nicht jede Ehefrau mit. Hier bin ich meiner Frau und meiner Familie sehr dankbar, dass ich mein verrücktes Handballleben hier weiterleben konnte. Es war rückblickend schon Wahnsinn, welche Erfolge wir -mit finanzielle sehr begrenzten Möglichkeiten- in diesen Jahren erzielt hatten. Wir hatten immer versucht eine familiäre und freundschaftliche Stimmung im Team und im Verein zu schaffen. Und so war es dann auch nicht verwunderlich, dass so viele überragende Spielerinnen zu den Miezen wechselten“, sagt der ehemalige Co-Trainer.

 

Zu seinen sportlichen Erfolgen, die er gemeinsam mit Wolfgang Rommel feiern konnte, gehörten  1993/1994 Westdeutscher Meister, Aufsteiger in die 2.Bundesliga, Gruppe Süd, 1993/1994 Achtelfinale im DHB-Pokal, 1994/1995 5. Platz, 2. Bundesliga Süd, 1994/1995 Achtelfinale im DHB- Pokal, Mai 1996 Gewinn des intern. Wettbewerbs um den Regio-Cup, 1996 / 1997 3.Platz, 2.Bundesliga Süd und 1997 Deutscher Meister der DJK Vereine

 

„Aber nicht nur die tatsächlichen Erfolge waren herausragend, auch die Erlebnisse in unserem Wohnzimmer der Wolfsberghalle (WOB) und in den auswärtigen Hallen waren besondere Highlights meiner Laufbahn. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich an die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga im Mai 1994 denke. Endspiel um die Westdeutsche Meisterschaft! Aufsteiger in die 2. Bundesliga! Rückspiel in Hagen beim Hasper SV. Kurz vor Anpfiff wie immer noch mal kurz in die Kabine zur Abschlussbesprechung. Allerdings mussten wir die letzten Worte an das Team ausfallen lassen, da man in der Kabine sein eigenes Wort nicht verstanden hat. Die Halle war vollbesetzt, darunter 200 mitgereiste Miezen-Fans und die gaben lautstark von sich: Wolfgang lass die Miezen raus. Das tat „Wolli“ dann auch und wir sind in die 2. Bundesliga aufgestiegen“ und Premm schiebt gleich ein weiteres Erlebnis hinterher: „ Allerheiligen 01.11.1994: 5. Spieltag 2. Bundesliga Süd gegen die SG Herrentrup/Blomberg, ausverkaufter Wolfsberg, zusätzliche Sitz- und Stehplätze; Öffnung der Geräteräume in der Halle, damit noch mehr Zuschauer dieses Spiel sehen konnten. Offiziell 700 Zuschauer in der Halle, doch ich glaube, es waren weit mehr Zuschauer. Wir mussten sogar Zuschauer nach Hause schicken! Die damalige Miezenphase in Raum Trier war so euphorisch und absolut mitreisend.

 

Besonders die Spiele beim BSV Sachsen Zwickau blieben Premm in ständiger Erinnerung, waren immer eine besondere Herausforderung: „2.BL Süd Saison am 03.10.1996 Tag der deutschen Einheit: Enge und aufgeheizte Halle. Zwickau spielte zu Hause immer sehr aufwendig und sehr aggressiv. Hier versuchten wir dagegen zu halten.

 

Ich erinnere mich besonders an diese Saison, da wir einen Bus mit Videoanlage hatten und wir schauten uns mehrfach den Film „Braveheart“ mit Mel Gibson an. Das gesamte Wochenende gestalteten wir dann unter dem Motto „Wollt ihr mit mir kämpfen“. Ich in der Hauptrolle als William Wallace und Anführer der Truppe. Der morgendliche und zur Lockerung gedachte Waldlauf vor dem Spiel entwickelte sich plötzlich zu einem Querfeldeinlauf über Stock und Stein mit einem völlig verrückten Schrei- und Beschwörungsaktionen. „Wollt ihr mit mir kämpfen“ war dabei immer unser Leitspruch. Wir hatten uns damals gefühlt wie in den schottischen Wäldern. Tatsächlich hatten wir dann einen wichtigen Punkt (26:26 nach 21:15 Rückstand) aus Zwickau mitgenommen“, schaut Premm zurück dem ein weiters Spiels in Erinnerung blieb:

 

 

Moringen 04.1996.pdf
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Miezen 1994.pdf
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„In der Saison 95/96 hatten wir in den beiden letzten Spielen die Abstiegskrimis in Moringen und zuhause gegen Baunatal. Wir mussten beide Spiele gewinnen, um nicht abzusteigen. Sportlich hatten wir beide Mannschaften sicherlich drauf, aber wie bringen wir das unserer Mannschaft bei. Wir opferten eine Trainingseinheit und engagierten uns einen professionellen Karatetrainer.

 

Das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen mussten wir für dieser heiße Endphase entscheidend steigern. Jedes Teammitglied musste damals ein Brett mit der Handkante nach den Regeln des Karatetrainers durchschlagen. Etwas Vorbereitung nach chinesischer Kampfkunst sowie die Fokussierung auf den Moment und Jede/Jeder hatte es geschafft, dass kleine Brett mit einem gezielten Schlag durchzuhauen. Was aber bis heute nur wenige wissen, die zerteilten Bruchbretter hatten wir bei beiden Spielen immer dabei. Wir hatten sie sogar an der Auswechselbank und an einigen Plätzen in der Halle für uns sichtbar aufgestellt. So konnten alle immer wieder positive Energie schöpfen. Was soll ich sagen: die Miezen sind mit zwei Siegen in der Klasse geblieben!  Meine Zeit mit Wolli und den Mädels war damals sehr aufwendig und nervenaufreibend, aber auch sehr erfolgreich. Ich bin allen sehr dankbar -aber auch etwas stolz-, dass ich hier dabei sein durfte“, erklärt Premm.

 

2006 sprach mich Martin Rommel erneut an, ob ich nicht wieder bei den Miezen einsteigen möchte. Mittlerweile waren einige Jahre ohne Handballaufgabe ins Land gegangen. Trotzdem juckte es wieder und ich sagte zu, wurde 2006/2007 Co-Trainer Miezen 1.BL mit Spasoje „Mane“ Skercevic, 2009/2010 mit Ildiko Barna (bis Januar 2010) und Thomas Happe. Es wurde jedoch jedes Jahr schwerer, die Klasse zu halten und persönlich alles unter einen Hut zu bekommen. Die Beurlaubung von Ildiko Barna und die damit verbundene Neuverpflichtung von Thomas Happe war echt eine Herausforderung. Als ich dann mit Thomas Happe gemeinsam 2009 und 2010 nur knapp die 1. Bundesliga halten konnte, war ich völlig leer und ausgebrannt und machte Schluss bei den Miezen.

 

 

Bis heute habe ich keine Handballaufgabe mehr angenommen, obwohl es einige Anfrage gab. Heute läuft mein Leben ein wenige ruhiger ab als damals. Ich konzentriere mich auf meine Familie, meinen Enkel und meine Enkelin sowie einige Vereinsaufgaben in Pellingen. Übrigens: ganz kann ich die Teambetreuung doch nicht lassen – seit 20 Jahren trainiere ich hier eine Sportgruppe (2.Weg Pellingen) beim Sportverein.

 

 

„Während den ganzen Jahren bei der Miez und dem Handball sind sehr tiefe Freundschaften und unumstößliche Kameradschaften entstanden und bis heute geblieben. Ich bin immer begeistert, wenn ich einen alten Weggefährten oder auch einen damaligen Gegenspieler über Jahrzehnte nicht gesehen habe und plötzlich trifft man sich in einer Halle und spricht über die alten Zeiten. Die alten Rivalitäten und Vereinsfarben sind selbstverständlich trotz dem Alter geblieben. Vergessen möchte ich hier nicht unseren monatlichen MJC-Stammtisch. Hier gibt es alle 4 Wochen ohne Ende Anekdoten und Geschichten aus der Trierer-Handballszene. Ich bin froh ein Teil dieses erlesenen und illustren Kreises zu sein!“, sagt der Ur-MIezer.