Petra Orth - eine Institution im Trierer Handball als Trainerin und Spielerin
Petra Orth (63) war Schülerin des Friedrich-Wilhelm Gymnasiums in Trier, studierte nach ihrem Abitur Sport an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und wurde 1980 Sportlehrerin an ihrer alten Schule in Trier.
Ihre ersten Handballerfahrungen sammelte sie am Kreis, auf Links- und Rechtsaußen und kurzfristig auch einmal im Tor. „Ich habe recht spät mit dem Handballspiel begonnen, war 15 Jahre und wollte eigentlich lieber Fußball spielen. Allerdings gab es in der damaligen Zeit für Mädchen keine Möglichkeit dazu, der Frauenfußball war noch nicht etabliert“, erinnert sich die Diplom-Sportlehrerin.
Von 1973 bis 1976 wurde der Postsportverein der erste Verein, hier waren alle Jugendspielerinnen in einer Mädelklasse zusammengefasst, egal welchen Alters. Unter dem Trainer Werner Mittler und später Christel Merten spielte Petra dann in der Bezirksliga 1974 und ab dann in der nächsthöheren Klasse der Oberliga (1975/76).
Inspiriert durch ihre Sportlehrerin am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium begann Orth parallel 1974 beim Turnverein Germania mit dem Volleyball. „Unter unserem engagierten Trainer Reinhold Eiden waren wir recht erfolgreich, spielten in der Rheinland-Pfalz-Liga und wurden mit den Juniorinnen sogar 1976 Rheinland-Pfalz-Meister“, erinnert sich die Diplom-Sportlehrerin, die dann mit Beginn des Sportstudiums im Herbst 1976 in Mainz die Entscheidung für eine Sportart treffen musste.
„Schweren Herzens gab ich das Volleyballspiel auf und wechselte zur Saison 77/78 zur DJK/MJC Trier, wo unter anderem Christel Merten und Claire Nummer ein Jahr zuvor die erste Frauenmannschaft in diesem Verein gegründet hatten. Zudem existierte bereits eine weibliche Jugend. Unser Trainer wurde mein ehemaliger Sportlehrer am FWG Mecco Frede und bereits im ersten Jahr wurden wir souverän Bezirksmeister“, berichtet Orth.
Von nun an ging es steil bergauf: über Platz 4 im ersten Jahr der Zugehörigkeit zur Verbandsliga Rheinland steigerte sich das Team kontinuierlich, bis hin zum Rheinlandmeister in der Saison 81/82 und damit dem Aufstieg in die Regionalliga West.
„Im ersten Jahr schafften wir die Vize-Meisterschaft und damit die Teilnahme an den Aufstiegsspielen zur Bundesliga, eine 2. Bundesliga gab es damals noch nicht. Allerdings verloren wir diese Spiele recht deutlich. Hier endete dann zunächst einmal die Erfolgsstory und auch die Tätigkeit unseres grandiosen Trainerfuchses Mecco. Da wir eine recht klein gewachsene Truppe waren, hatte er uns als einer der damals ersten Mannschaften in der Regionalliga, die noch nicht so bekannte offensive 3:2:1-Abwehrformation beigebracht, die der Garant unseres Erfolges war“.
Unvergessen bleibt auch, dass völlig überraschende Erreichen der Aufstiegsrunde in die Bundesliga im Jahr 1983: „Nach unserem Spiel (14:14 gegen Bayer Uerdingen) feierten wir im legendären MJC-Kneipchen bis in den Morgen. Ohne ein Auge zugemacht zu haben, aber voller Endorphine hielt ich am nächsten Tag (Montag) noch 6 Stunden Sportunterricht“, verrät die Gymnasiallehrerin. Immer in Erinnerung bleibt Orth auch das Freundschaftsspiel gegen die Nationalmannschaft der UDSSR 1987.
In den folgenden neun Jahren ihrer aktiven Zeit als Spielerin der 1.Damenmannschaft unter verschiedenen Trainern (Richard Stoffel, wiederum Mecco Frede als „Interims-Trainer“, Walter Quast und Wolfgang Rommel) fuhr sie den Titel des Westdeutschen Meisters (1986) ein und erreichte dreimal die Aufstiegsspiele zur – jetzt – 2. Bundesliga, wo die Mannschaft zweimal nur um Haaresbreite scheiterte (beispielsweise 1990 gegen den ASV Hamm mit einem 24:24-Heim- und einem 17:17-Auswärtsspiel)
„Ab 1992 spielte ich in der 2.Damenmannschaft. Auch hier erzielten wir wieder innerhalb von vier Jahren den Durchmarsch von der Bezirksliga in die Regionalliga – wiederum mit Trainer Mecco Frede. Ich ließ ab 1999 meine Spielerinnen-Laufbahn in der 3.Mannschaft der MJC gemeinsam mit vielen ehemaligen „Weggefährtinnen“ ausklingen, bis ich 2006 meine aktive Zeit als Spielerin beendete“.
Gefragt nach ihrem größten Erfolg bleibt Orth bescheiden: „Der zweimalige Gewinn der deutschen Hochschulmeisterschaft im Handball mit der Uni Mainz, allerdings weniger mein Verdienst als vielmehr der der zahlreichen Nationalspielerinnen im Team“.
Die schlechteste Saison erlebte Orth in der Spielzeit 98/99, in der die Mannschaft mit 0:44-Punkten eine wahrlich desaströse Leistung zeigte und aus der Regionalliga abstieg. „Allerdings waren unsere Trainer Carsten Hilsamer und Barbara Mayer dafür am wenigsten verantwortlich, sondern eher unser „schmaler“ Kader“.
Den Kreuzbandriss in ihrem rechten Knie mit Mitte 20, nachdem ihr bereits 2 Jahre zuvor das Kreuzband im linken Knie gerissen war, stuft Orth als schlimmsten Moment ihrer Karriere ein.
Als Trainerin setzte die Triererin Zeichen und war ab der Saison 82/83 fast ununterbrochen, abgesehen von einem kurzen zweijährigen Intermezzo als Jugendtrainerin in Grevenmacher/ Luxemburg, in zahlreichen Jugendmannschaften für die MJC tätig.
„Bereits aus dem ersten Team, das ich trainierte, gingen einige Talente hervor, die später auch die 1.Damenmannschaft verstärkten, wie z.B. Claudia Greif (Szelinski) und Andrea Rittgen (Cartus). Es folgten etliche C-, B- und A-Jugendmannschaften, wie z.B. die Mannschaft der Jahrgänge 76/77 mit Spielerinnen wie Frederike Bohr, Britta König und Elisabeth Marx, die es bis zum Rheinlandmeistertitel (im Trainergespann mit Uli Kaurisch) in der A-Jugend schaffte. Zwischenzeitlich trainierte ich auch ein Jahr lang eine männliche B-Jugendmannschaft, in der André Legenhausen und Alexander Kuhfeld sowie das Riesentalent Wilm Hetkamp (später TV Großwallstadt) spielten.
Unvergessen bleibt auch das Team um Viviane Steil, heute noch Spielerin der 1.Damenmannschaft der MJC, welche bereits in der C-Jugend sowie auch die Jahre darauf jeweils Rheinlandmeister wurde. (Bild oben)
weibliche C-Jugend Petra Orth (stehend links) und Barbara Mayer (stehend links)
Zuletzt trainierte ich gemeinsam mit Barbara Mayer als Torwart-Trainerin drei Jahre lang die Mannschaft der Jahrgänge 97-99, bevor ich dann 2016 meine Trainertätigkeit endgültig beendete. Am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben sind mir allerdings nicht unbedingt die Erfolge, sondern eher die vielen Turniere, Fahrten und Erlebnisse drum herum. Für mich stand die persönliche Entwicklung und pädagogische Begleitung der Jugendlichen stets mehr im Vordergrund als die leistungsorientierte Sicht“, sagt Orth, die jahrzehntelang als Auswahltrainerin (zunächst Bezirksauswahl, dann Rheinland- und Rheinland-Pfalz-Auswahl) tätig war, unter dem Verbandsmädelwart Peter Pauli, „mit dem ich unzählige – von ihm super organisierte - Turniere und Veranstaltungen erlebt habe“, lobt Orth.
Noch heute bestimmt der Sport das Leben der engagierten Sportlehrerin, die sich mit Tennis (bei der MJC), Radfahren, Wandern und seit neuestem Rudern (im Ruder- und Kanuverein Konz) sowie mit ihrer wöchentlichen Konditionseinheit an der Uni Trier fit hält, wo sie seit fast 40 Jahren als Übungsleiterin im Allgemeinen Hochschulsport tätig ist.
„Lange Zeit war ein Leben ohne Handball für mich unvorstellbar. Das ist heute anders. Dennoch denke ich gerne und oft an meine Jahre als Spielerin und Trainerin zurück. Es war eine wunderschöne Zeit, aus der ich einige enge Freunde und Freundinnen gewonnen habe, sowohl Mit- als auch Jugendspielerinnen, mit denen ich heute einen Großteil meiner Freizeit verbringe“.