24.11.15

Der Pilot, der vor 10 000 Fans spielte
Handball: Mit Oliver Groß wirft ein ehemaliger Bundesligaprofi Tore für Verbandsligist Trier
Foto: (g_sport

(Konz/Trier) Früher ging Oliver Groß in der Handball-Bundesliga auf Torejagd. Nun ist er Pilot und lernt die Metropolen von Europa kennen. Seinem Sport bleibt er treu. In der Verbandsliga. Der 31-Jährige spielt für die DJK/MJC Trier.

23.11.2015
Florian Schlecht

Konz/Trier. An das frühe Aufstehen muss sich Oliver Groß immer noch gewöhnen. Oft schrillt der Wecker um 4 Uhr. "Sitze ich aber im Cockpit, ist das Entschädigung genug", sagt Groß und lächelt. Barcelona, Mailand und Wien sind die Metropolen, in denen der 31-Jährige regelmäßig landet: der Pilot mit der großen Handball-Vergangenheit.
Der Rückraumspieler, der sich inzwischen dem Verbandsligisten DJK/MJC Trier angeschlossen hat, war früher nicht im Cockpit zu Hause, sondern auf den Handballfeldern der Republik. 2004 spielte Groß in der Bundesliga. An der Nordseeküste, für Wilhelmshaven, wo er aufgewachsen ist. Er traf auf Stars wie Olympiaheld Stefan Kretzsch mar. Oder auf spätere Weltmeister wie Pascal Hens und Christian Schwarzer.

Dicke Muskeln, volle Hallen

"Ich war 20 und traf auf Spieler, die ich sonst nur aus dem Fernsehen kannte und die plötzlich als muskelbepackte Schränke vor mir standen", erzählt Groß und lacht. In Erinnerung geblieben ist ihm besonders die Atmosphäre der Fans. "Es war einmalig, in der ausverkauften Kieler Ostseehalle zu spielen, in der 10 000 Zuschauer Lärm gemacht haben." An die Zeit denkt er gerne zurück. "Wir haben mit Wilhelmshaven die Klasse gehalten, obwohl wir uns jeden Punkt hart erkämpfen mussten. Das war ein Wahnsinn."

Nach einem Jahr in der Bundesliga zog Groß weiter. Sein Geld verdiente der Rückraumspieler aber lange mit Handball, in der zweiten und dritten Liga. Die Karriere beendete er dann 2011, um sich seinen Kindheitswunsch zu erfüllen und Pilot zu werden. "Ich wollte nicht bis 35 spielen, ohne mir eine Perspektive aufgebaut zu haben." Nach der Ausbildung landete er bei einer Fluggesellschaft in Luxemburg und zog nach Konz. Doch der Handball lässt Groß nicht los. "Ich habe wieder einen Ausgleich zum Job gesucht, bin in Trier ins Training gegangen und geblieben." Freude hat er an den neuen Aufgaben, auch wenn die Gegner in der Verbandsliga nicht Kiel, Flensburg und Lemgo heißen. "Bei mir steht mehr der Spaß im Vordergrund als der Leistungsgedanke."

Im Abheben kennt er sich aus

Trotzdem zeigt Groß, was er kann. In seinem bislang einzigen Spiel steuerte er beim Sieg in Biewer sieben Tore bei. Spaß habe es gemacht, sagt Groß, auch wenn er auf seine Wurfhand aufpassen müsse. "Ziehe ich voll durch, spüre ich das noch drei Tage lang." Ehrgeizig bleibt er aber. Mit Trier will er das schaffen, was er als Pilot macht. Abheben. Auch im Handball eilt ihm da ein Ruf voraus. Mit Wilhelmshaven, Balingen und Erlangen stieg er auf. "Es wäre schön, wenn das auch mit Trier klappen würde."