Quelle: Mirko Blahak - Trierischer Volksfreund vom 28.09.2015

Durch die Hintertür auf Platz eins(Morbach) Sprichwörtlich wie die Jungfrau zum Kinde ist Natalie Heinrich zum Trainerjob bei den Handball-Männern des TV Morbach gekommen. Ganz real kündigt sich bei der 27-Jährigen Nachwuchs an - in Kürze wird sie beim Überraschungs-Tabellenführer der Verbandsliga eine Pause einlegen.
Morbach. Drei Spiele, drei Siege - mit dieser makellosen Bilanz hat beim Aufsteiger TV Morbach niemand gerechnet. "Wir haben uns kein konkretes Ziel gesetzt. Wir wollten zu Beginn nur nicht haushoch verlieren. Dass es zum Saisonstart so gut gelaufen ist, liegt wohl an der Aufstiegseuphorie und dem großen Willen in der Mannschaft", analysiert Trainerin Natalie Heinrich.
Die Mannschaft funktioniert - und das, obwohl Heinrich derzeit nicht so aktiv wie gewohnt coachen kann. Hintergrund: Die 27-Jährige aus Hoppstädten-Weiersbach (Kreis Birkenfeld) ist schwanger. Mitte November soll der Nachwuchs zur Welt kommen. "Ich muss aufpassen und darf nicht so rumspringen. So ruhig wie jetzt bin ich normalerweise nicht an der Linie", sagt die Trainerin, die früher in der zweiten Damenmannschaft des TV Birkenfeld gespielt hat.
Heinrich ist die einzige Frau in der Trainergilde der Verbandsliga. Das sorgt in manchen Hallen (immer noch) für Verwunderung: "Hier und da wird getuschelt und auch ganz offen gefragt: Hören denn die Männer auf eine Frau?", berichtet sie und ergänzt: "Mein Gefühl ist, dass man als Frau im Männerbereich immer ein paar Prozent mehr geben muss, um respektiert zu werden."
Respektprobleme beim TV Morbach hat sie nicht festgestellt. Im Gegenteil: "Ich kenne keinen Verein, der für seinen Herrenbereich fürs Coaching jemanden ohne Bekanntheit und Trainerschein engagiert hat - und dann auch noch eine Frau." Der TVM hat es gemacht. 2011 habe der damalige Handball-Abteilungsleiter jemanden gesucht, der einmal pro Woche die männliche A-Jugend des Vereins betreut. Fündig wurde er bei Heinrich, seinerzeit Mitarbeiterin in einem Fitnessstudio. Durch die Hintertür kam sie ins Trainergeschäft. Im zweiten Jahr habe sie die A-Jugend komplett übernommen. Als "ihre" A-Jugend altersmäßig in den Männerbereich rutschte, wechselte auch Heinrich zu den Herren. "Ich habe die Trainer-C-Lizenz gemacht und überlege, nächstes Jahr eventuell die B-Lizenz anzugehen. Parallel habe ich versucht, mich fortzubilden", sagt Heinrich, die keine Autoritätsprobleme spürt: "Für mich sind gegenseitiger Respekt und Disziplin die Grundlagen von allem. Damit bin ich bislang gut gefahren."

Vorerst ist aber Schluss auf dem Handballfeld. Nach dem nächsten Heimspiel gegen die TSG Biewer zieht sich Heinrich wegen ihrer Schwangerschaft erst mal zurück. "Im Januar oder Februar nächsten Jahres will ich aber auf jeden Fall an den Wochenenden wieder bei den Spielen dabei sein", sagt sie. Mal sehen, wo der Überraschungsaufsteiger dann in der Tabelle steht.