Markus Bach - ein Hunsrücker Urgestein, der die HSG Irmenach/Kleinich/Horbruch über Jahrzehnte prägte

 

1975 startete die Handballkarriere von Markus Bach beim TuS Kleinich, Trainer war sein Vater Horst, mit dem sich bald die ersten Erfolge einstellen sollten. Schon als Fünfjähriger prellte und streichelte Markus Bach den Handball auf dem heimischen Bolzplatz. "Fußball war in meiner Jugendzeit nie ein Thema. Ich habe während meiner Jugendzeit nicht viele Spiele verloren", sagt der Titelsammler Bach. 1982 wurde die D-Jugend, der zwischenzeitlich zur HSG Irmenach/Kleinich fusionierten Vereine aus Irmenach und Kleinich, Rheinlandmeister. „Im ersten Endspiel um die Rheinland-Meisterschaft gegen Mülheim-Kärlich saßen wir Spieler in der Kabine. Mein Vater ging durch die Reihe und sprühte jedem Spieler die Hände mit Sprühharz ein. Ob es wirklich was gebracht hat, bezweifle ich heute. Jedenfalls haben wir uns damals richtig gut gefühlt“, erzählt der mittlerweile 51-jährige Markus Bach.

 

 

Ab 1982 lieferten sich die HSG Jugendlichen mit den Mannschaften aus Daun und Mülheim-Kärlich kontinuierlich die entscheidenden Spiele um die Rheinlandmeisterschaft. Ab der C-Jugend trainierte Bach dann unter Burkhard Born, der nicht nur die sportliche Zukunft Bachs prägte, sondern auch die der ganzen HSG. „Jahr für Jahr hat er mit uns neue Spielzüge einstudiert, die wir bis weit in den Seniorenbereich mitgenommen und kontinuierlich verbesserten. Heutzutage sind Spielzüge ja verpönt und man nennt das ganze jetzt „Auslösehandlungen“, was im Prinzip ja nichts anderes ist. Auch bei den Spielzügen gab es, zumindest bei der HSG damals auch mehrere Varianten mit Entscheidungsmöglichkeiten“, verrät Bach.

 

Hier erinnert er sich an eine Anekdote: „Im Rheinlandmeisterschaftsspiel gegen Daun in der Traben-Trabacher-Sporthalle kamen die angesetzten Schiedsrichter nicht zum Spiel und beide Vereine einigten sich darauf, dass jeder Vereinen einen Schiedsrichter stellte. Und so pfiffen Walter Fink von der HSG und ich glaube Rainer Schwab von Daun. Das Spiel verlief von den Schiedsrichterentscheidungen absolut ausgeglichen. Gab es auf der einen Seiten ein Stürmerfoul, dann gab es auf der anderen Seite auch ein Stürmerfoul. War es ein Siebenmeter, dann wurde im Gegenangriff auch Siebenmeter entschieden“.

 

Allerdings ging es nach Aussage Bachs bei den Duellen gegen Daun harmonischer zu als gegen die HSG Mülheim-Kärlich. „So konnte auch mal bei den parallellaufenden Rheinlandmeisterschaften der Jahrgänge 71/70 und 68/69 passieren, dass bei dem einen Jahrgang Daun Meister wurde und bei dem anderen wir mit der HSG und Mülheim-Kärlich leer ausging. Es ist aber klar, dass hier alles rein sportlich entschieden wurde, wer was Anderes behauptet lügt“, meint der Hunsrücker.

 

Krönender Abschied für Bach aus der Jugend, aber auch seine größte sportliche Enttäuschung: Die Entscheidung der Westdeutschen Meisterschaft mit der A-Jugend 1987. „Es fing an mit dem Halbfinale gegen Schwarz-Rot Aachen. Das Hinspiel in heimischer Halle gewannen wir knapp. Beim Rückspiel in Aachen wurden wir mit einem Plakat empfangen, auf denen man uns weiche Knie attestierte, am Ende hatten wir die, aber nur wie wir Minuten lang im Mittelkreis den Auswärtssieg und damit den Einzug ins Finale feierten.  Das Finale lief sehr gut aber ohne Happyend. Die Entscheidung fiel 3 Sekunden vor Ende des Final-Rückspiels in der Traben-Trarbacher-Sporthalle gegen den späteren Vize-Deutschen-Meister OSC Thier Dortmund vor 650 Zuschauern. Bis dahin waren wir nach Hin- und Rückspiel Punkt- und Torgleich und hätten dank der mehr erzielten Auswärtstore den Titel West-Deutscher-Meister innegehabt. Dann viel dieses Gegentor und Dortmund war im direkten Vergleich das eine Tor besser. Nach dem Abpfiff brach eine Welt zusammen und auch Tränen flossen. Wenn man berücksichtigt das Dortmund zwischen 1985 und 1989 insgesamt viermal Deutscher Meister wurde und nur 1987 gegen die SG Leutershausen scheiterte, kann man sich in Träumen ausmalen, was dann doch möglich gewesen wäre, wenn das Spiel vier Sekunden kürzer gewesen wäre“.

 

Es folgt der Wechsel Bachs in den Seniorenbereich, im ersten Jahr A-Jugend und parallel auch 1. Mannschaft. Gleich in seiner ersten Saison durfte er den direkten Meistertitel in der Oberliga und damit den Aufstieg der HSG Irmenach/Kleinich in die Regionalliga feiern.

 

Markus Bach Nr. 2, Dritter von Links stehend

 

„Das erste Tor in der Regionalliga Geschichte des Vereins war mir vorbehalten. Ich weiß auch noch durch welchen Spielzug: „T1-nochmal“ (langes Kreuzen von Rückraum-Mitte auf Linksaußen und anschließendem Kreuzen von Linksaußen mit Rückraum-Rechts und Wurf von der Halblinken-Position). Damals war es Rolf Ströher, der von der Mitte mit Klaus Frank kreuzte, der wiederum für mich und ich von Halblinks lang tief ins Tor warf. Am Ende haben wir Unentschieden gegen Bayer Leverkusen gespielt“, schaut Bach mit Stolz zurück.

 

"Das war schon toll, gegen solche Granaten wie den russischen Weltmeister Aleksandar Karschakevich oder den Rumänen Ioan Ionuta zu spielen", schildert er rückblickend auf seine Regionalligazeit.  

 

 

Bilder von Andreas Weber

 

In den ersten Jahren ging es für die Hunsrücker immer wieder auf und ab. Einem Abstieg aus der Regionalliga folgt der direkte Aufstieg, was der Mannschaft den Titel „Fahrstuhlmannschaft“ einbrachte. „Es folgten 12 Jahren unter den Trainern Wolfgang Becker und Burkhard Born, in denen wir durch die Zuordnung des HVR in der Regionalliga-West spielten. Unvergessen die Spiele morgens um 11 Uhr bei Unitas Haan bei Düsseldorf. Im ersten Jahr versuchten wir es mit der Anreise am Samstag und Übernachtung. Aber wer uns kennt, kann sich vorstellen, dass es nicht unbedingt eine gute Vorbereitung war, wenn 15 junge Männer abends in einem Hotel sitzen. Naja, nach diesem Test wurden die darauffolgenden Spiele in Haan morgens um 6 Uhr mit dem Bus von Kleinich aus angetreten“, verrät Bach.

 

Saison 91/92 - mit Trainer Wolfgang Becker rechts stehend und Markus Bach

Nr. 2,  Dritter von Rechts stehend

 

Zu Beginn des zweiten Jahrtausends wechselte der Handballverband Rheinland in den Südwesten, was für die Hunsrücker vorerst kürzere Fahrten und neue Gegner mit neuen Sporthallen bedeutete, was nochmal einen kleinen Motivationsschub für die Mannschaft und auch den Verein mit seinen treuen Fans gab. „Aus Fahrten nach Gummersbach, Wermelskirchen, Bocklemünd und Niederpleis, um nur ein paar zu nennen, wurden Fahrten nach Saarlouis, Offenbach/Pfalz, Kirchzell oder Petterweil.

 

Busfahrten waren immer legendäre. Auf dem Hinweg Richtung Norden wurde auf dem Rastplatz Peppenhoven an der A61 immer Pause gemacht und ein Kuchenbuffet aufgebaut. Nicht selten waren auch mal eine Käse-Sahne-Torte oder eine Schwarzwälder Kirschtorte dabei. Auf der Rückfahrt, nachdem wir auch mal die Halle als Gastmannschaft abgeschlossen haben, wurde dann die Hausmacher Wurst und „Selbstgebrannten“ genossen.

 

Man kann sich vorstellen, dass unser späterer Trainer Igor Domaschenko, der über Jahre unter Profibedingungen spielte und trainierte, kein Verständnis für diese Köstlichkeiten vor allem vor dem Spiel hatte und uns davon abhalten wollte. Er hat bei diesem Unterfangen aber kein Erfolg und gesellte sich danach auch gerne zu uns, trank einen Kaffee und aß auch ein Stück Kuchen.

 

Generell waren unsere Aufwärtsfahrten mit den treuen Fans immer ein gesellschaftliches Ereignis. Angeführt von dem Handball-Urgestein Hans Schneiß fanden unsere Fans innerhalb weniger Minuten Kontakt und auch Freunde in allen fremden Hallen und waren immer gern gesehene Gästen, was so weit führte, dass für unsere Spiele die Bierration in den Hallen verdoppelt wurde. Nicht selten saß die Mannschaft vor allem bei einer Niederlage nach einem Spiel frühzeitig im Bus und mussten auf unsere Fans warten, die gemeinsam mit dem gegnerischen Zuschauer in der Halle saßen und das Spiel analysierten“.

 

 

Für Bach war dann 2006 nach 20 Jahren Leistungshandball in der ersten Mannschaft der HSG Irmenach-Kleinich-Horbruch Schluss.  Trotz unzähliger Angebote, auch aus der zweiten Bundesliga, trug Bach immer nur das Hunsrücker Trikot, 16 Jahre in der Regionalliga. Mit vier Trainern (Wolfgang Becker, Burkhard, Born, Paul Schmidt und Igor Domaschenko) und geschätzten 60 Spielern, davon nur 10 Spieler, die nicht aus den Stammvereinen kamen, spielte Bach zusammen. Von 2001 bis 2003 fungierte Bach als Spielertrainer, hatte in den 20 Jahren meist 3 Trainingseinheiten pro Woche und das Spiel. In der Vorbereitung wurde sogar noch mehr trainiert.

 

Seine sportliche Laufbahn fasst Bach zusammen: „Wenn man pro Saison 6 Wochen Sommerpause und eine Woche im Winter abzieht, kommt man so schnell auf 180 Einheiten pro Jahr. Trotz allem bin ich von Verletzungen größtenteils verschont worden. Lediglich eine Knie-OP am Meniskus ließ mich 4-5 Monate aussetzen. Ansonsten waren es Fingerbrüche, ein Handbruch oder ein Nasenbruch, die mich zum Aussetzen zwangen. In den zwanzig Jahren habe ich nur eine Rote Karte kassiert, nach drei fragwürdigen 2-Minuten-Zeitstrafen in einem Pokalspiel beim TV Weiden bei Aachen. Vermutlich passte dem Schiedsrichter an diesem Tag meine Nase nicht, auf jedenfalls kam der zweite Schiedsrichter nach dem Spiel bei mich und entschuldigte sich bei mir“.

 

Die Erfolge, die Markus Bach in all den Jahren einheimste wollen einfach nicht enden. Er wurde Rheinalandmeister in der Jugend und bei den Herren, 1988 Rheinland-Pfalzmeister, mehrfacher Rheinlandpokalsieger und Gewinner des Grenzlandpokal mit dem HV-Rheinland.

 

alle Bilder Andreas Weber

 

„Die Anekdote zu diesem Turnier hat mein langjähriger Wegbegleiter und Freund Markus Willems (TuS Daun) ja bereits vor wenigen Wochen erläutert. Nach meinen Erinnerungen ging sogar Ingo Nitsche (HSG Mülheim-Kärlich) an diesem besagten Abend auf die Tanzfläche, übernahm Mikro und Orgel und wir sangen alles gemeinsam auf der Bühne Mülheim-Partylieder“, ergänzt Bach.

 

Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn in der ersten Mannschaft konnte Bach aber die Handballschuhe so einfach nicht an den Nagel hängen, spielte von 2008 bis 2010 in der 3. Mannschaft der HSG, trainierte zudem von 2008 bis 2011 die zweite Mannschaft der HSG Irmenach/Kleinich/Horbruch in der Verbandsliga und schaffte auch hier einen Meistertitel. Von 2011 bis 2015 übernahm er die erste Mannschaft des Vereins als Trainer und belegt mit ihr in der besten Saison den 2. Platz. Mit der A-Jugend der JSG Hunsrück wurde er in den Jahren 2015/2016 dann Fünfter in RPS Oberliga, trainierte in der Saison 2016/2017 nochmals die zweite Mannschaft in der Verbandsliga, schaffte den Klassenerhalt und schloss seine letzte Saison als Trainer mit Platz 8 ab.

 

„Seit 2017 bin ich nur noch als Zuschauer in den Handballhallen, hauptsächlich schaue ich mir die Spiele meiner Söhne Nico (24 Jahre) und Luca (19 Jahre) an, die seit dieser Saison gemeinsam in der zweiten Mannschaft der HSG mit meinem Bruder Martin als Trainer spielen. Mehr will ich aktuell auch nicht, da ich beruflich teilweise im Außendienst bin und unter der Woche in Deutschland unterwegs, was mit festen Trainingszeiten nicht zu verbinden ist“, sagt der gelernte Maschinenbautechniker, der im Außendienst für eine Anlagenbaufirma tätig ist.

 

„Als Ausgleich zum fehlenden Handball und zur Arbeit gehe ich sehr viel mit meiner Frau Verena wandern, unter anderem auch Mehrtageswanderung über 1 Woche in den Alpen“.