18. Juli 2020

 

"Kalle" Karl Heinz Schmitz - ohne Terminstress und ohne Sitzungen lebt es sich prima

 

Seine sportliche Laufbahn begann Karl-Heinz „Kalle“ Schmitz beim TuS Fortuna Saarburg im Alter von 7 Jahren in der Fußballabteilung 1961. „Ab diesem Zeitpunkt spielte ich in allen Jugendklassen des Vereins. Höhepunkt war die Qualifikation zur A-Jugend Sonderklasse und eine Saison in der damals höchsten Liga im Fußballverband Rheinland Anfang der 70er Jahre,“ erinnert sich das Saarburger Urgestein.

 

Aus beruflichen Gründen musste Schmitz die sportlichen Aktivitäten auf Vereinsebene für einige Jahre unterbrechen. Bei der Bundeswehr 1976 fand Schmitz dann erstmals zum Handball. „Es gab eine Kompaniemannschaft, der ich mich nach einigen Trainingseinheiten anschloss. Nach einer weiteren Ausbildung stand zunächst die Hochzeit mit meiner langjährigen Freundin Christiane auf dem Programm. Im Oktober 1980 stellte sich der erste Nachwuchs ein. Die sportlichen Ambitionen ruhten dann noch bis zum Winter 1981/82. Mein Schwager, der den damaligen Trainer der Saarburger Handballer, Peter Lauterborn kannte, überzeugte mich, mit ihm zum Handballtraining zu gehen. Nach einer Eingewöhnungszeit spielte ich dann hobbymäßig in unserer 3. Mannschaft u.a. mit dem Mitbegründer unserer Handballabteilung Günter Oberhoffer.

 

Zu dieser Zeit begann auch mein Job als Hallensprecher bei Spielen der ersten Mannschaft. Uwe Moske war es, der mich davon überzeugte – oder besser gesagt überredete, in den Abteilungsvorstand zu gehen. Nachdem Charly Grundhöfer 1983 mitteilte, dass er aus verschiedenen Gründen die Abteilungsleitung abgeben müsste, wurde ich bei der nächsten Gelegenheit zum Abteilungsleiter gewählt. In den folgenden Jahren war Uwe Moske immer ein wichtiger Gesprächspartner, wenn es um die Ausrichtung der Abteilung ging. So wurde so mancher Abend, zum Leidwesen unserer Frauen, mit dem Thema Handball verbracht. Im Vorstand war ich dann bis 2007 ohne Unterbrechung als Abteilungsleiter oder in 2 Perioden als Beisitzer“, erzählt Schmitz.

 

1984 stand das 100-jährige Jubiläum des Gesamtvereins TuS Fortuna Saarburg an. Die erste Mannschaft spielte in der Landesliga. Jede Abteilung war aufgefordert, etwas Besonderes auf die Beine zu stellen und das gelang, aber es gab auch ein paar Sorgen: „Mir gelang es, den VfL Gummersbach zu verpflichten. In der Vorbereitungszeit zu diesem Spiel wurde unser zweiter Sohn geboren. Der VfL trat in Saarburg mit einigen ehemaligen Nationalspielern wie Frank Dammann und Thomas Krokowski an. Ebenso stand der damalige aktuelle Nationalspieler Rüdiger Neitzel, der kurz vorher in Los Angeles die olympische Silbermedaille gewann, in Beurig auf der Platte. Die Vereinbarung mit dem VfL, die ich mit Manager Eugen Haas traf, lautete: Ein vereinbarter Betrag bar am Tag der Abreise, die Mannschaft übernachtete in Saarburg, und ein Abendessen für die gesamte Delegation.  Soweit so gut. Nach dem Spiel kam etwas Hektik auf. Nach dem Duschen wollte die Mannschaft direkt zum Essen. Uwe Moske und ich sind mit dem VfL-Mannschaftsbus zum Lokal mitgefahren. Unsere Spieler kamen später nach. Es war ein schöner Abend bis Eugen Haas merkte, dass einige Bierchen unter dem Tisch der Spieler landeten. Dann hieß es sofort; Aufbruch ins Hotel. Am anderen Tag mussten Uwe und ich dann zur Abfahrt des VfL ins Hotel, um den abgemachten Betrag zu übergeben. Das Problem war, wir wussten nicht, wo die Eintrittskasse vom Spiel war. Notgedrungen sind wir dann zur Sparkasse und Uwe hat die erforderliche Summe von seinem Konto abgehoben.  Der VfL war weg und wir suchten die Kasse zunächst vergeblich. 2 Tage später meldete sich dann ein Vorstandsmitglied und berichtete, dass er die Kasse mit nach Hause genommen hätte, da wäre sie ja sicher aufgehoben“, erinnert sich der ehemalige Saarburger Abteilungsleiter, dessen aktive Laufbahn dann Ende Oktober, Anfang November 1984 schlagartig endete:  „In einem Spiel zog ich mir eine heftige Knieverletzung zu. Kreuzband und Meniskus gerissen und das bedeutete das Ende meiner aktiven Handballzeit.

 

Ich konzentrierte mich auf die Vorstandsarbeit. Neben den eigentlichen Aufgaben des Abteilungsleiters war ich unter anderem auch immer samstags beim Hallen Auf- und Abbau dabei. Unter anderem wurden auch viele Presseberichte über Spiele der ersten Mannschaft von mir verfasst. Mit den Jahren entwickelte sich die Abteilung sehr gut. Ende der 80iger stellten wir drei Herren – und eine Damenmannschaft. Auch unsere Jugendabteilung konnten wir ausbauen und alle Altersklassen von den Minis bis zur A-Jgd besetzen.  1985 begann unser Ältester bei den Minis. Der Jüngere kam mit und lernte praktisch in der Turnhalle das Laufen. Einen ersten größeren Erfolg hatten wir in der Saison 1989/90. Die erste Mannschaft wurde ungeschlagen Meister der Landesliga und stieg in die Oberliga auf. Legendär war das Spiel in der Mäusheckerweghalle gegen Biewer-Pfalzel vor etwa 1.500 Zuschauern.  Mit dem Aufstieg wurde auch die Vorstandsarbeit intensiver, der finanzielle Aspekt war nicht zu unterschätzen. Zugute kam uns, dass sich Leute im Umfeld der Abteilung auch Gedanken machten, wie man die Abteilung unterstützen könnte. Unter Federführung von „Fiete“ Funk, (der 1975 mit Günter Oberhoffer die Handballabteilung gründete) zusammen mit Ruth Streit-Esposito und Karl Borrenkott gründete sich der Förderverein Handball. Die Oberliga konnte aber zunächst nicht gehalten werden und es ging wieder in die Landesliga“.

 

Zum 15jährigen Jubiläum der Abteilung 1990 war wieder der VfL Gummersbach zu Gast in Saarburg. Ab Anfang der 90ziger Jahre richtete sich das Leben der Familie Schmitz an Wochenenden nur noch nach dem Handball. Samstags D-Jugend mit dem Jüngsten, anschließend 1. Mannschaft, sonntags C-Jugend mit dem Älteren oder umgedreht. „Was blieb meiner Frau anderes übrig? Sie unterstützte ihre Männer in der Halle und übernahm mit der Zeit den Verkaufsstand in der Halle“, verrät „Kalle“ Schmitz.

 

Sportlich bekam die 1. Mannschaft Mitte der Saison 1995/96 einen neuen Schub. Der zwischenzeitliche Vorstand Ete Bodem und Heinz Lorth konnten Herbert Pobantz zur Rückrunde verpflichten. Mit seiner Erfahrung und seinen Toren wurde der Abstieg aus der Landesliga vermieden.  Im Februar 1997 stellte Pobantz dann den Kontakt für Schmitz zu Achim „Zuppel“ Lux her. „Diesen konnten wir dann für die kommende Saison nach Saarburg holen. Mit dieser Verpflichtung begann eigentlich die erfolgreichste Zeit im Saarburger Handball nachdem wir weitere erfahrene Spieler nach in unserem Kader hatten, wie Marek Woroszylo, Achim Schmitz, Det Schwarz und andere.

 

 

Im April 1997 befand sich die russische Nationalmannschaft im Trainingslager auf dem Hahn, um sich auf die WM in Japan vorzubereiten. Mit Hilfe des damaligen Abteilungsleiters von Gösenroth/

Laufersweiler konnte ich die Russen zu einem Testspiel nach Saarburg holen. Für Handballfreunde war dieses Spiel ein Genuss, da unsere Gäste tief in die Trickkiste griffen“, schaut Schmitz immer noch voller Bewunderung zurück.

 

 

Kalle Schmitz (Mitte) mit dem russischem Nationaltrainer Wladimir Maximow (rechts)

 

In der Saison 1997/98 wollte Saarburg in der Landesliga wieder angreifen, suchte weitere Verstärkungen vor allem im Tor. Herbert Pobantz und Zuppel kannten einen erfahrenen Torwart in Saarlouis: Tomek Marszalek, der ehemalige polnische Nationalkeeper. Marszalek wollte sich verändern und gerne mit Herbert Pobantz und „Zuppel“ zusammenspielen. Seine Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland waren damals allerdings sehr begrenzt. Er kam zunächst als Profi nach Deutschland und spielte in Wetzlar und Saarlouis. „Das ging bei uns natürlich nicht. So mussten wir warten, bis er die richtigen Arbeitspapiere und alles was dazu gehört hatte. Mit der Unterstützung meines damaligen Arbeitgebers und Hauptsponsors der Abteilung Harry Thiele und der Rechtsanwältin Ruth Streit, haben wir es dann schließlich hinbekommen. Es hat mich aber einige schlaflose Nächte gekostet. Unter anderem stießen auch Marek Worozcilo und Achim Schmitz zur Mannschaft. Die Saison 197/98 sollte dann der Hammer werden: Ohne Punktverlust wurden wir Landesligameister und sind in die Oberliga aufgestiegen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aufstieg Regionalliga 1999

 

Die Oberligasaison 1998/99 endete für uns sensationell und unerwartet mit dem Aufstieg in die Regionalliga. In Erinnerung bleiben die beiden letzten und entscheidenden Spiele mit siegreichem Ausgang für uns in Biewer-Pfalzel (27:34) und eine Woche später zu Hause in einer überfüllten Halle in Beurig gegen Andernach (27:25). Dieser Aufstieg bedeutete für mich und den Vorstand jede Menge Organisation und war sehr zeitaufwendig“, weiß Schmitz heute immer noch.

 

 

Die Regionalligasaison brachten sehr spannende Spiele und endete für Saarburg auf einem Relegationsplatz zur eingleisigen Liga im Westdeutschen Handballverbnad. "Hier sollten wir an einem Sonntagmorgen um 11 Uhr in Bad Salzuflen (Nähe Bielefeld) antreten. Nach Absprache mit der Mannschaft haben wir dankend verzichtet und sind wieder in die Oberliga eingestiegen“, erklärt der mittlerweile 66-jährige.  

 

 

 

 

In den Jahren nach dem Abstieg aus der Regionalliga veränderte sich auch das Gesicht der Mannschaft, was einen Neuanfang in der Oberliga und ein Jahr später in der RPS-Oberliga nach sich zog. Mit den verbliebenen Saarburger Spielern und dem Nachwuchs aus der A-Jugend, verbunden mit Spielern aus dem Raum Trier, unter anderem Olli Kammann, Jörg Hennefeld und Daniel Kochann, konnten wir eine schlagkräftige Mannschaft für die nächsten Jahre zusammenstellen“. Doch dann änderte sich die Situation in Saarburg!

 

In Gesprächen mit dem Hauptvorstand der Fortuna und dem Vorstand des Fördervereins wurde Schmitz dann mitgeteilt, dass man zukünftig einen anderen Weg einschlagen will und auf „fremde“ Spieler, die natürlich Kosten verursachen, verzichten will.

 

„Dies nahm ich dann zum Anlass meine Vorstandsarbeit zu beenden. Seit gut 2 Jahren bin ich in Rente. Mein 1984 ramponierte Knie wurde im vergangenen Winter mit einem neuen Gelenk generalüberholt. Ohne Terminstress und ohne Sitzungen lebt es sich prima“, sagt der ehemalige Saarburger Handball-Aktivist „Kalle“ Schmitz.