24. März 2014
Autor: Björn Pazen

Papas Wunsch blieb ungehörtJennifer Souza ist die erste Handballerin in der Geschichte der HSG Wittlich, die für eine Jugend-Nationalmannschaft nominiert worden ist. Der 14-Jährigen liegt Sport in den Genen: Ihr Vater ist Fußballer Rodalec Souza, ihre Mutter eine Leichtathletin.
Torgefährlich und mannschaftsdienlich: Jennifer Souza (HSG Wittlich, links) hat es in den Kreis des Jugend-Nationalteams geschafft. TV-Foto: Hans Krämer

Wittlich. Samstag, 15.15 Uhr, BBS-Halle Wittlich. Ein Eis und ein Stück Meisterkuchen für jede Spielerin, eine Urkunde - überreicht vom Verbands-Vizepräsidenten, und ein Freudentanz. Während der große Rest der weiblichen C-Jugend der HSG Wittlich noch den gerade errungenen Bezirksmeistertitel im Finale gegen Schweich (25:22) bejubelt, huscht Jennifer Souza unter die Dusche - und bereitet sich schon wieder auf ihr nächstes Spiel vor. Drei Stunden später steht sie in der B-Jugend-Oberliga Rheinland-Pfalz-Saar mit Wittlich gegen Boudenheim auf der Platte. Nach neun Toren für die C-Jugend steuert die 14-Jährige vier Treffer zum 29:23-Erfolg des älteren Jahrgangs bei.

14 aus 240 ausgewählt
Ein ganz normaler Spieltag für Jennifer Souza. Das kann man vom vorletzten Wochenende nicht behaupten. In Ruit bei Stuttgart und in Kienbaum (bei Berlin) sichtet der Deutsche Handballbund die Talente für die künftige Jugend-Nationalmannschaft. Insgesamt 240 Mädchen des Jahrgangs spielen unter den Augen von Frauenbundestrainer Heine Jensen vor. Zum zweiten Mal nach 2013 ist auch Jennifer Souza in Ruit dabei, als Mitglied der Landesauswahl. Diesmal geht ihr großer Traum in Erfüllung. Sie erhält eines der insgesamt 14 roten Trikots mit der Aufschrift "All-Star-Team". Sie wird für den ersten Lehrgang des neuen Nationalteams eingeladen. Als einzige Spielerin aus Rheinland-Pfalz, als erste überhaupt in der Geschichte der HSG Wittlich. Freudentränen flossen, als die Rückraumspielerin die frohe Kunde per Telefon verkündete.
"Papa wollte eigentlich, dass ich Fußball spiele", sagt Jennifer, Achtklässlerin am Cusanus-Gymnasium Wittlich. Der Papa ist kein Unbekannter. 1997 kam Rodalec Souza (heute 37) als kongolesischer Nationalspieler zum damaligen Regionalligisten FSV Salmrohr. Später stieg er mit Eintracht Trier in die 2. Liga auf. Nach mehreren Stationen landete er wieder beim FSV, wo er offiziell 2012 seine Karriere in der zweiten Mannschaft beendet hat. Heute ist er Spielertrainer des A-Ligisten Türk Gücü in Wittlich. Der Papa hat sich mit seinem Wunsch nicht durchgesetzt. Alle drei Souza-Töchter spielen Handball.
Sport liegt in den Genen der Familie. Mama Souza vertrat den Kongo international als Leichtathletin, weswegen auch Jennifer zwischenzeitlich Läuferin war. "In der zweiten Klasse nahm mich eine Schulfreundin mit zum Handballtraining, dann bin ich geblieben", sagt sie heute. Mutter Souza sitzt bei jedem Spiel mit der Trommel auf der Tribüne. Sie fiebert mit ihrer Tochter mit.

"Wir müssen sie bremsen"
Obwohl Jennifer, die in Wittlich geboren wurde, in zwei Teams spielt und trainiert, leidet die Schule nicht unter der sportlichen Belastung. Seit drei Jahren wird Souza unter anderem von Jennifer Simonis trainiert - und die ist "unglaublich stolz", dass es mit der Berufung in die Nationalmannschaft geklappt hat: "Jennifer hat einen unglaublichen Ehrgeiz und eine tolle Spielintelligenz. Sie ist torgefährlich und zugleich sehr mannschaftsdienlich. Sie kann ihre Mitspielerinnen in Szene setzen." Aber Simonis weiß auch, dass Jennifer nicht verheizt werden darf: "Manchmal müssen wir sie schon ein bisschen bremsen, wenn sie zwei Spiele an einem Tag bestreitet." In der HSG sind sich alle sicher, dass ihre Jung-Nationalspielerin nicht abheben wird.

Souzas großer Traum ist, im Nationaltrikot aufzulaufen: "Es wird immer wieder sein, dass einige Spielerinnen gestrichen werden und neue dazukommen. Ich hoffe, dass ich mich durchsetzen kann." Das erste große Ziel ist das Qualifikationsturnier für die Jugend-Europameisterschaft, das im Frühjahr 2015 ausgetragen wird.

Kurzfristiger ist ihr nächster Titelwunsch mit der HSG: Am 6. April ist Wittlich Gastgeber des Finalturniers um die Rheinland-Meisterschaft. Im Halbfinale geht es im Eventum gegen Moselweiß. Der Finalsieger qualifiziert sich für die RPS-Meisterschaft. "Da wollen wir hin", sagt Simonis. Sie weiß, dass ihre Nationalspielerin eine gewisse Erfolgsgarantie ist.