Im Osten viel NeuesNach langem (Rechts-)Streit greift die HSG Wittlich in der Handball-Verbandsliga Ost an
Neue Heimat: Die Handball-Männer der HSG Wittlich mit Trainer Burkhard Präder spielen in dieser Saison in der Verbandsliga Ost.
TV-Foto: Helmut Gassen

(Wittlich) Es war ein Hickhack, bei dem viel Porzellan zerschlagen worden ist. Der monatelange Streit über die Liga-Einstufung der ersten Männer-Handballmannschaft der HSG Wittlich hat alle Beteiligten viele Nerven gekostet und einen Rücktritt zur Folge gehabt. Nun versucht die HSG, auf neuem Terrain in der Verbandsliga Ost wieder in die Spur zu kommen.

29.11.2016
Mirko Blahak

Wittlich. Obwohl es eine Entscheidung des Landesspruchausschusses gibt, sind die Fronten weiterhin verhärtet. Axel Weinand, Vorsitzender der HSG Wittlich, spricht von einer "angespannten Beziehung" zum Handballverband Rheinland (HVR) nach "sehr zermürbenden Monaten". Der Verbands-Vizepräsident für Spieltechnik, Herbert Schuhmacher, steht weiterhin zu seiner Meinung, dass der Ausschuss ein Fehlurteil gefällt habe.
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Um was ging es? Die HSG Wittlich hatte Mitte Juli 2015 ihre erste Herrenmannschaft mangels Wettbewerbsfähigkeit freiwillig aus der Rheinlandliga zurückgezogen und um Einstufung in die Verbandsliga gebeten - falls nicht in die West-Staffel, so wenigstens in die Ost-Gruppe, deren Sollstärke an Teams zum damaligen Zeitpunkt nicht ausgeschöpft war. Dies war aufgrund bereits bestehender Spielpläne für diese Klassen sowie die darunter liegende Landesliga nicht möglich. Also einigte sich die HSG mit dem HVR darauf, in der Bezirksliga eine zweite Mannschaft nachzumelden, um dem verbliebenen Teil der Rheinlandliga-Mannschaft inklusive der A-Jugend eine Spielmöglichkeit zu geben.
Zur Folgesaison 2016/17 pochte die HSG dann auf Eingliederung ihrer ersten Mannschaft in die Verbandsliga - mit Verweis auf die Durchführungsbestimmungen. Dies lehnte der Verbandsausschuss im Mai dieses Jahres ab - als Bezirksliga-Aufsteiger könne das Team lediglich in der Landesliga antreten. Auch das erweiterte Präsidium, an das sich die HSG gewandt hatte, sagte Nein zur Einstufung in die Verbandsliga. Gegen beide Bescheide erhob die HSG beim Landesspruchausschuss des Verbands Einspruch. Mit Erfolg. Im Juli urteilte der Ausschuss, dass Wittlichs Herren als normaler Rheinlandliga-Absteiger zu werten seien und ein Spielrecht in der Verbandsliga hätten. Auch einen vom Verband gestellten Befangenheitsantrag schmetterte der Ausschuss ab. Der Verband teilte daraufhin mit, auf eine Berufung zu verzichten, um "nicht mehr reparable Spielplankonflikte" zu vermeiden.
Die Folge: In dieser Saison spielen die Männer der HSG Wittlich in der Verbandsliga Ost. Die HSG schluckte dabei mehrere Kröten: Die Fahrten zu den Auswärtsspielen sind länger als in der West-Staffel, es gibt keine Lokalderbys - und zu Saisonbeginn hatte die HSG fünf Auswärtspartien in Folge. Die Ausbeute: null Punkte, ehe nun am Wochenende im ersten Heimspiel ein Paukenschlag gelang (siehe Extra). "Auch wenn die Ost-Staffel besser besetzt ist als die West-Gruppe, sind wir wettbewerbsfähig", sagt Weinand
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Laut Schuhmacher werde die HSG erst dann wieder in den Westen wechseln können, wenn dort ein Team auf seinen Platz verzichtet. Der Trierer wehrt sich gegen den Vorwurf der HSG, er habe den Verbandsausschuss seinerzeit unter Druck gesetzt. "Ich habe objektiv und neutral gehandelt." Gleichzeitig bestätigt er, dass sein Rücktritt als Spielbereichsvorsitzender Mosel/Eifel zwei Tage nach der Entscheidung des Landesspruchausschusses mit dem Urteil des Gremiums in Zusammenhang steht: "Ich war enttäuscht von manchen Meinungen im Umfeld, man solle im Fall von Wittlich eine Ausnahme machen." Einen Rückzug als Vizepräsident im Rheinland-Verband schließt Schuhmacher dagegen aus: "Das kommt für mich nicht infrage, denn ich habe viel Zuspruch bekommen."
Extra
HSG Wittlich - TV Moselweiß 33:25 (17:10) Wittlich ist in der Verbandsliga Ost angekommen. "Spätestens nach dem deutlichen Sieg gegen den bisherigen Tabellenführer Moselweiß müsste jeder begreifen, dass mein Team in die Verbandsliga gehört. Die Jungs waren vor dem ersten Heimspiel heiß wie Frittenfett. Sie wollten unseren Zuschauern zeigen, dass der Männerhandball in Wittlich noch lebt!", freute sich HSG-Trainer Burkhard Präder. Nach der Pause, in die der Gastgeber mit einem deutlichen Vorsprung gegangen war, versuchte Moselweiß mit doppelter Manndeckung gegen Kai Lißmann und Fabian Rudolphi, Wittlich aus dem Rhythmus zu bringen. Präder: "Aber auch darauf hatten wir mit Martin Kräber und Eric Riotte, die abwechselnd als Kreisläufer agierten, die passende Antwort. Zudem hatte keiner Adrian Kriewitz auf dem Zettel, der sein erstes Saisonspiel machte, die Freiräume geschickt nutzte und so acht Tore erzielte." HSG: Schmitt - Schöler, Kriewitz(8), Lißmann (7/5), Kräber (4/1), Rudolphi (4), Weißkopf (3), Schilz (2), Bollig (2), Kuscheid (2), Riotte (1), Kirchen R.S