Seele der Mannschaft, Torgarant oder einfach Denkerin im Rückraum - für Gisela Deutschen-Bach wären noch viele Attribute denkbar, doch die Handballerin lässt sich nicht so einfach in eine Schublade stecken.
12. Juli 2020
Mit 13 Jahren fand Gisela Deutschen als Jugendliche zu ihrem ersten Verein, der DJK MJC Trier. Doch das Handballspielen kannte sie schon aus ihrer Schule in Zewen. Dort gab es den engagierten Sportlehrer Günter, der seinen „Mädels“ im Sportunterricht Handball vermittelte und das führte die Schule zu Vergleichsspielen im Rahmen von „Jugend trainiert für Olympia“.
„Keine der Mädels spielte in einem Verein und auf Anraten von Günter, gingen gleich acht Spielerinnen aus der Schulmannschaft zur DJK/MJC Trier, zu der Günter gute Kontakte hatte. Vier Spielerinnen sind hängegenblieben, darunter Ursel Permessang, mit der ich viele Jahre in Trier zusammenspielte. In der MJC war Brigitte Svenson unsere erste Trainerin“, erinnert sich die mittlerweile 58-jährige. Deutschen spielte erfolgreich in den MJC Mädchenmannschaften auch noch eine Kleinfeldrunde, die heute der Vergangenheit angehört. „Mir hat das auf dem Kleinfeld immer richtig viel Spaß gemacht“.
1978 folgte der Wechsel der erst 16-jährigen Deutschen in die 1. Frauenmannschaft der MJC Trier unter Trainer Mecco Frede, mit der Deutschen in der Oberliga begann. 1982 gelang der erste Aufstieg in die Regionalliga mit Christa Plattner, Christel Merten, Heike Sieben, Uschi Wihr, Sabine Ahlers, Babsi Meyer und Terry Trierweiler, die Deutschen heute noch als „beste Freundin“ bezeichnet.
In den Folgejahren belegten die Triererinnen immer vordere Plätze, der Aufstieg in die zweite Liga wollte aber einfach nicht gelingen.
.„Es war mein Traum einmal in der 2. Liga zu spielen. Diese Chance bot sich mir bei der DJK/Marpingen, die es in der Saison 1987/88 schaffte. Viele der Marpinger Spielerinnen kannte ich schon aus den Auswahlmannschaften der DJK, wo wir mit der MJC regelmäßig aufeinandertrafen und ich es sogar in DJK Bundesauswahl mit Spielen in Mönchengladbach, Mainz und Ingolstadt um die Deutsche DJK Meisterschaft schaffte. Mecco hat meinen Wechselwunsch absolut unterstützt und mir dazu geraten. So ging es jetzt viermal wöchentlich nach Marpingen. Gezahlt wurden nur die Fahrtkosten. Es war eine sehr schöne Zeit im Saarland und noch heute habe ich sehr gute Kontakte nach Marpingen. Doch der zeitliche Aufwand in diesem Jahr war mir einfach zu hoch und so entschloss ich mich zur Rückkehr nach Trier. Hier spielte ich dann unter Trainer Bellmann/Merten, später unter Richard Stoffel und Walter Quast. Gleich dreimal habe ich um den Aufstieg in die zweite Liga bei der MJC gespielt, leider haben wir es nie geschafft. Der Katzenjammer in Dortmund war besonders groß, doch lange hat das nie angehalten“.
Die Zeit in Marpingen 1987/88
Für Deutschen folgte die Babypause, im April 1992 kam Sohn Jakob zur Welt. Doch ohne Handball konnte die MJC Spielerin nicht leben. „Noch gut erinnere ich mich daran, dass ich in der Bezirksliga bei der MJC aushalf, vier Monate nachdem Jakob geboren war. "
In der Saison 93/94 sprang Frede als Helfer bei der MJC 2. Mannschaft ein, führte die Mannschaft aus der Abstiegszone auf Platz drei und in der Spielzeit 95/96 gelang der erneute Aufstieg in die Regionalliga und mit Gisela Deutschen, Claudia Greif, Bianca Waters und Barbara Meyer reichte es zum Klassenerhalt.
Für Deutschen kam die nächste Babypause, Tochter Hanna kam 1997 zur Welt und Deutschen wechselte den Verein, zog in den Hunsrück, trainierte dort unter Klaus Frank und Wolfgang Becker bei der HSG Irmenach/Kleinich.
Sie heiratete 1997 Axel Bach, den sie selbstverständlich vom Handball kannte. „Der ehemalige spätere Vorsitzende des TuS Irmenach Hans Schneiß wohnte zu meiner Jugendzeit in der Nähe von uns und ich war schon als kleines Kind oft bei der Familie Schneiß. Dieser Kontakt ist auch nicht abgerissen, als die Familie Schneiß 1970 in den Hunsrück zog. Hier habe ich meine Ferien verbracht, ging mit seinen Jungs später auch ins Training der A-Jugend und lernte mit 19 Jahren meinen jetzigen Mann Axel Bach kennen. Ich durfte sogar gelegentlich bei den Männern mittrainieren, damals unter Trainer Paul Schmidt und Herbert Thielen“, erinnert sich Deutschen-Bach.
Auch in ihrer Zeit bei der HSG Irmenach/Kleinich zählte sie seit ihrem familienbedingten Wechsel aus Trier in den Hunsrück zu den Haupt-Leistungsträgerinnen. Damals war sie mit mittlerweile 38 Jahren aber nicht die Älteste im Team. „Susi Frank war noch ein halbes Jahr älter“, erinnert sich die Wahl-Hunsrückerin, die in der damaligen Oberligasaison auf Spielerinnen traf, die gerade mal halb so alt waren wie sie selbst. „Meine 16-jährigen Nichten Susi Deutschen und Anne Molitor spielten damals in der Oberliga beim SV Igel Liersberg. Das war lustig, wenn ich gegen sie spielen konnte“.
Gisela Deutschen-Bach versuchte sich auch als Trainerin, übernahm das Bezirksligafrauenteam des TuS Pallien, die B-Jugend in Matthias und die Minis der HSG Irmenach/Kleinich. „Doch das war nichts für mich“, gibt sie heute rückblickend zu.
das letzte Treffen der ehemalige Miezen 2020
von links sitzend: Gisela Deutschen-Bach, Moni Görgen, Sefa Chorus und Petra Orth
von links stehend: Ute Dicks, Terry Hammes, Babs Meyer, Bianca Waters, Christiane Rommel und Susi Frank
Ihre ehemaligen Teams DJK/MJC Trier und DJK Marpingen verlor Deutschen-Bach aber nie aus den Augen, hatte sie dort ihre schönsten Handballjahre verbracht. „Das Jahr in der zweiten Liga in Marpingen mit Fahrten nach Berlin und anderen Städten war ein ganz tolles Jahr“, erinnert sie sich. Ein weiterhin gutes Verhältnis pflegt sie mit ihren Handballfreundinnen aus alten MJC Zeiten. Zuletzt sah man sich vor wenigen Tagen und pflegt damit seit jetzt vier Jahren diese Gewohnheit. Jährlich organisiert eine der ehemaligen Handballerinnen das Wiedersehen.
Seit 15 Jahren bringt sich Deutschen-Bach auch in die Vereinsarbeit des TuS Kleinich ein, gehört zum Vorstand und ist vor allem bei der Organisation und Durchführung des alljährlichen Pfingstsportfestes ihres Vereins im Einsatz. Seit über 10 Jahren hat sie aber für sich eine neue sportliche Leidenschaft entdeckt: das Laufen. So legt sie wöchentlich rund 40 km zurück, nimmt an verschiedenen Wettbewerben teilgenommen, absolvierte ihren bisher einzigen Marathon in Bonn und hat einige Halbmarathons in den Beinen: „Das hält mich fit und macht Spaß“.
Handball gehört immer noch zum Familienleben der Deutschen-Bachs! Ehemann Axel Bach, ehemaliger Regionalliga-Handballer der HSG Irmenach/Kleinich, mit dem sie mittlerweile seit 23 Jahren verheiratet ist, kann man ebenso positiv handballverrückt bezeichnen wie seine Ehefrau Gisela, die zwei gemeinsame Kinder haben. Was anders als Handball sollte den Kids in die Wiege gelegt worden sein. Jakob spielte bis zur A-Jugend und Hanna zählt zum Kader des derzeitigen RPS Oberliga Teams der HSG Hunsrück. Die Spiele ihrer Tochter schaut sich das Ehepaar Deutschen-Bach regelmäßig in der heimischen Halle an, doch auch Fahrten zu Spielen der Rhein-Neckar Löwen stehen im Familien-Terminkalender.