27.10.2015 - Quelle Trierischer Volksfreund

Von Zauberpässen bis zur Trillerpfeife
(Trier) Meister und Pokalsieger, das war Franziska Garcia-Almendaris als Spielerin. Nach ihrem Karriereende hat die 31-Jährige auch als Trainerin große Ziele. Sie arbeitet bei der Rheinlandliga-Mannschaft der Trierer Miezen - und lässt sich von den ersten Niederlagen nicht unterkriegen.
Lange hielt Franziska Garcia-Almendaris den Handball in den Händen, um ihn zu passen oder ins Tor zu werfen. Nun schnappt sie ihn sich meistens nur noch, um ihren Spielerinnen etwas zu erklären. Die 31-Jährige trainiert die Miezen in der Rheinlandliga. TV-Fotos (2): Hans Krämer (1), Florian Schlecht (1)
Trier. Mit 31 Jahren reichte es Franziska Garcia-Almendaris. Sie hatte genug davon, an so vielen Wochenenden im Bus zu sitzen, jeden Abend in der Trainingshalle zu stehen und sich hinterher über Schmerzen in ihrem Knie zu ärgern. Die Spielmacherin der Trierer Miezen zog im Sommer den Schlussstrich. Sie hing die Handball-Schuhe an den Nagel - und tauschte sie gegen eine Trillerpfeife und Stoppuhr.

"Franzi" startet nun einen neuen Weg: als Trainerin. Sie leitet die zweite Mannschaft der Miezen, die in der Rheinlandliga spielt. Ein Job, der ganz nach dem Geschmack der Sportlerin ist. Und in dem sie kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es um ihre Ziele geht.

Traum von der BundesligaAls Spielerin feierte sie eine deutsche Meisterschaft, den Pokalsieg und eine Silbermedaille bei einer Junioren-Europameisterschaft. "Meine Vision ist es, irgendwann einen Bundesligisten zu trainieren. Das traue ich mir auch zu", sagt sie. Selbstbewusst - und unbeeindruckt von ersten Niederlagen. Denn der Start in die Rheinlandliga, so sagt sie unverblümt, "sieht scheiße aus". 1:9-Punkte, letzter Platz, ein schlechtes Torverhältnis, all das kann ihr eigentlich nicht passen. Doch die Ex-Nationalspielerin bleibt gelassen, weil sie die Vorgeschichte der Miezen-Reserve kennt. Viele kamen, viele gingen, im Sommer war das Team sportlich abgestiegen und durfte trotzdem in der Klasse bleiben. "Ich arbeite erst seit sechs Wochen mit den Mädels, da darf man keine Wunderdinge erwarten", fordert "Franzi" Geduld ein. Und hofft nach den Herbstferien an die ersten Erfolge. "Ich denke, dass am Ende vielleicht nur einer absteigt. Mit Mertesdorf und Wittlich kämpfen wir darum, den letzten Platz zu vermeiden. Die Qualität, beide Teams hinter uns zu lassen, haben wir."
Auf dem Weg will auch "Franzi" dazulernen. "Ich habe gemerkt, dass ich viele Kompromisse eingehen muss. Der Stellenwert des Handballs hat bei Jugendlichen gelitten." Die meisten Spielerinnen der Miezen sind zwischen 18 und 20 Jahre alt. "Einige Mädels spielen auch Tennis, andere gehen tanzen. Darauf muss ich auch eingehen." Doch Garcia-Almendaris gibt auch eine klare Linie vor. "Ich setze Disziplin voraus und mag es nicht, wenn man erst kurz vor Trainingsbeginn in die Halle gehetzt kommt." Der Vorteil von "Franzi": Ihre Spielerinnen sahen sie live in der Halle, als sie im Miezen-Dress noch um Erstliga-Punkte kämpfte. "Ich habe schon einiges gesehen und erlebt."

Das gilt nicht nur für die Welt des Sports. Sie arbeitete als Journalistin, reiste durch Bali, Kambodscha, Thailand, Vietnam und fand dort die Spur zu ihrem Vater. Er war Gastarbeiter und kehrte ein Jahr nach ihrer Geburt in seine vietnamesische Heimat zurück. "Einmal im Jahr reise ich mindestens nach Vietnam", erzählt sie. Ansonsten ist sie an Trier gebunden. Die 31-Jährige arbeitet nicht nur als Trainerin, sondern auch als Pressesprecherin bei den Miezen. An der Wilhelm-Hubert-Cüppers-Schule arbeitet sie mit hörbehinderten Kindern. Etwas Gebärdensprache hat sie bereits gelernt, ansonsten verständigt sie sich noch über Hände und Füße. Dort juckt es hingegen kaum noch, wenn sie Miezen-Spiele in der 2. Bundesliga sieht. "Ich werde das oft gefragt, vermisse es aber nicht. Wenn ich mal Bock habe, zocke ich im Training mit." Ansonsten wartet ja "Franzis" neue Mission: "Ich bin jetzt ja Trainerin."