2. August 2022
Die Familie Engel - ein Leben für den Handball
Ute und Rudi Engel
Vater Rudi (64) begann seine Sportlerlaufbahn als 15-jähriger beim SK Prüm, schaffte es mit der Mannschaft in der „Blütezeit des Prümer Handballs“ (Zitat Engel) bis in die Oberliga in den 80er Jahren und begann als 24-jähriger seine Trainerlaufbahn. Nach Abschluss seines Studiums in Edenkoben übernahm der heutige Geschäftsstellenleiter des Finanzamtes Bitburg-Prüm seine ersten Traineraufgaben, erwarb mit 28 Jahren die B-Lizenz und war dann eine gefühlte Ewigkeit in Prüm für die Herrenmannschaft des Vereins verantwortlich. Unterbrochen wurde die Prümer-Zeit von einem dreijährigen „Gastspiel“ in Neuerburg von 1998 bis 2001, doch seit 2001 zeichnete er wieder verantwortlich für die Geschicke der 1. Herrenmannschaft in Prüm. Zeitgleich trainierte Engel einige Jugendmannschaften seines Vereins bis 2013.
In 2013 wechselten Vater und Sohn nach Bitburg. Anlass war die Qualifikation des TV Bitburg für die RPS Oberliga B-Jugend. Leider hatte dieses Projekt keine Zukunft und somit stand 2014 ein gravierender Einschnitt im Handballleben der Familie Engel an. Sohn Patrick wechselt zur TS Bendorf, Vater und Tochter schließen sich dem TV Arzheim/Moselweiß an.
Bei Arzheim/Moselweiß stand Engel von 2014 bis 2019 unter Vertrag, leitete die Geschicke der C-Jugend bis zur A-Jugend Oberliga. Ab der Spielzeit 2019/20 stieg Engel dann bei den Herren des TV Bitburg ein, belegte in der ersten von Corona geprägten Saison den 3. Platz in der Rheinlandliga, ehe Corona die Saison 20/21 jäh stoppte. „Es hat sich leider nicht so entwickelt, wie wir uns das alle vorgestellt haben“, begründete Engel dann die Entscheidung, bei Bitburg aufzuhören. Hier endet auch zunächst die Vereinstätigkeit des Handballcoachs, der aber weiterhin seiner Trainertätigkeit in den Verbänden mit großen Enthusiasmus nachging.
Seit 2008 zeichnet Engel verantwortlich als Basis Stützpunkttrainer, ab 2011 als HVR Stützpunkttrainer Mosel/Eifel und Hunsrück/Nahe, übernahm 2013 die Funktion des Jahrgangstrainers im RLP Bereich und wurde 2015 verantwortlicher Verbandstrainer der männlichen Jugend im Handballverband Rheinland und gehört auch seit dieser Zeit zum Präsidium des Rheinland-Pfalz Verbandes. „Es war sicher schwierig in dieser Zeit, Beruf, Familie und den Handball unter einen Hut zu bekommen. Das hing und hängt auch heute noch mit den großen Entfernungen zusammen, viele Lehrgänge und Trainingsmaßnahmen spielen sich in Koblenz, Mainz und in der Pfalz ab.
„Das Groß der leistungsorientierten Jugendhandballer kommt im männlichen Bereich aus diesen drei Regionen. Leider kann da meine handballerische Heimat nicht mehr mithalten. Die Konkurrenz zu anderen Sportarten ist dabei nicht das große Problem, eher das heutige Freizeitverhalten der Jugendlichen und der Gesellschaft überhaupt“, sagt Engel.
Seit 2021 haben sich auf Rheinland-Pfalz Ebene die Strukturen professionalisiert. „Wir haben mittlerweile zwei hauptamtliche Trainer. Damit sind Trainingshäufigkeit und Trainingsumfang noch größer geworden, es bleibt weiterhin für mich ein zeitintensives Geschäft! Ein Hoffnungsschimmer für unsere Region ist das Landesleistungszentrum, dass wir in Wittlich eingerichtet haben. Das muss jetzt mit Leben gefüllt werden, zumal wir voraussichtlich ab 23/24 die Vereinigung der Verbände Rheinland, Pfalz und Rheinhessen haben werden. Bis dahin gilt es, entsprechende Strukturen aufzubauen, um Einbrüche zu vermeiden“, warnt Engel.
Mutter Ute (56) spielte ebenfalls in der Jugend und im Seniorenbereich beim SK Prüm, hatte früh einen Faible für das Training mit den Allerkleinsten, übernahm nach Erwerb der Breitensportlizenz 2003 die Minis und E-Jugend des Eifel-Vereins. Ab 2007 wurde die Nachwuchsgewinnung durch die Kooperation Schule Verein stark forciert.
„Wichtig ist ihr immer, dass die Kinder Freude an dem haben, was sie tun. Diesen Spaß am Sport vermittelt sie mit einer Ruhe und Gelassenheit, die ich nur bewundern kann. Heute können wir froh sein, wenn von den Kleinsten am Ende 20 Prozent im Seniorenbereich ankommen. Ute setzt sich auch heute noch nachdrücklich dafür ein, dass der SK Prüm weiterhin spielfähige Mannschaften aufbieten kann. Immerhin besteht der Verein schon fast 50 Jahre“, sagt Engel. In 2027 jährt es sich zum 50. Mal, das eine Mannschaft des SK Prüm am Spielbetrieb der neuen Saison im Spielbereich Mosel/Eifel teilnimmt.
Auch auf Funktionärsebene macht Ute von sich Reden, seit 5 Jahren ist die gelernte Bankkaufrau Schatzmeisterin des Vereins RLP Handball e. V.
Patrick Engel
Kein Wunder, das den Kindern der Familie das Handball-Gen in die Wiege gelegt wurde und so starteten Patrick und Fredericke ihre Handball-Laufbahn wie selbstverständlich.
Sohn Patrick (24) fing als 6jähriger mit dem Handballsport an, spielt in Prüm bis zum Ende der C-Jugend, wurde bereits zu diesem Zeitpunkt in die Rheinland-Auswahl berufen, wechselte nach Bitburg, spielte ein Jahr in der Oberliga B-Jugend, um anschließend nach Bendorf in die Oberliga B-Jugend zu wechseln. In der Zeit erfolgte auch die Berufung in die RLP Auswahl. In Bendorf spielte er dann noch zwei Jahre in der Oberliga A-Jugend, schloss sich anschließend dem TV Bitburg an und spielte hier in der RPS Oberliga und Rheinlandliga.
Seit seinem 18. Lebensjahr ist er Inhaber der C-Lizenz, wurde HVR Stützpunkttrainer, leistete 2018 seinen Bundesfreiwilligendienst beim Deutschen Handballbund in Dortmund ab. 2019 begann er sein Sportstudium an der Sporthochschule Köln, wechselte 2021 zu Düren 99 und übernahm dort nach sechs Spieltagen das Amt des Spielertrainers in der Oberliga Mittelrhein.
In der Saison 21/22 war er zudem noch Jugendtrainer beim Longericher HC und ist seit März diesen Jahres Inhaber der B-Lizenz.
Seit Juli 2022 steht er als Co Trainer der Bundesliga A-Jugend und der U 23 des TSV Bayer Dormagen unter Vertrag. Mit seinem neuen Verein weilt er derzeit im Trainingslager in Dänemark.
Fredericke Engel
Die 21 jährige Fredericke spielte in Prüm bis einschließlich der D-Jugend, wechselte dann zum TV Arzheim-Moselweiß in die Oberliga C-Jugend und spielte dort bis einschließlich A-Jugend. Während dieser Zeit spielte sie in der HVR Auswahl und RLP Auswahl und war zur DHB Sichtung nach Stuttgart und stand auch zweimal im Aufgebot der RLP Auswahl (2017 mit dem Jahrgang 2000 und 2018 mit dem Jahrgang 2001) beim Deutschland CUP.
Mit 17 Jahren wechselte sie zur HSG Wittlich in die RPS Oberliga und stieg mit der Mannschaft in die 3. Liga auf.
Seit 2018 ist Fredericke Stützpunkttrainerin des Handballverbandes Rheinland, trainierte von 2018 bis 2020 die D-Jugend in Prüm.
Nach dem Abitur 2020 in Prüm begann sie ihr Studium an der Sporthochschule in Köln und nahm gleichzeitig ihr Studium an der Uni Köln im Fachbereich Biologie auf. Studienbedingt wechselte sie dann 2021 von der HSG Wittlich zum 1.FC Köln spielt dort derzeit in der 3. Liga. 2021 nahm sie am Quali Turnier zur Europameisterschaft der Hochschule in Hamburg teil und belegte mit der Mannschaft den ersten Platz, 2022 war sie ebenfalls Teilnehmerin an den Europameisterschaften der Hochschulen in Lodz, Polen und belegte hier mit der Mannschaft den fünften Platz. „Freddy“ gehört der Handballauswahl der Sporthochschule Köln, der Universität Köln und der Technischen Universität Köln an.
„Die Fahrten unserer Kinder in den Jugendklassen in den Koblenzer Raum waren schon zeitaufwendig. Bis zu 60.000 km haben meine Frau und ich darauf verwendet, um die Kids zu ihren dreimal wöchentlichen Trainingseinheiten und Spielen zu chauffieren. Dazu kamen noch die Sichtungsmaßnahmen auf Rheinland-Pfalz Ebene. Doch die langen Fahrten hatten auch viel Positives! Auf der 120 kam langen Fahrt nach Koblenz haben wir sicher mehr von den Kindern erfahren, als dies im „normalen“ Tagesablauf der Fall gewesen wäre. Alles haben wir in dieser Zeit dem Handball untergeordnet, doch das haben wir gerne getan. Unseren Hobbies, ich als passionierter Mountainbiker und meine Frau als Läuferin und Joggerin konnten wir weiterhin nachgehen. Vor allem meine Frau nutzte die Gelegenheit, während der Trainingseinheiten der Kids ihrem Hobby nachzugehen. Wir sind stolz auf das, was unsere Kids zwischenzeitlich erreicht haben, sehen dies als Belohnung für das, was wir in dieser Zeit investiert haben. Ich denke, wir haben vieles richtig gemacht! Wichtig war immer, dass die Kinder das alles freiwillig auf sich nehmen und Spaß am Sport haben. Hätte uns eines unserer Kinder irgendwann signalisiert, dass die Lust nicht mehr vorhanden ist, hätten wir das Ganze sofort beendet. Doch das war nie der Fall. Wir haben viele sehr interessante Bekanntschaften im Leistungshandball gemacht, intensive Freundschaften haben sich in den all den Jahren nicht nur bei den Kindern entwickelt und es war eine Zeit, die wir nie bereuen werden“, sagt Rudi Engel, der in zwei Jahren in den Ruhestand gehen wird.
Damit endet das Berufsleben, doch der Handballfanatiker, Trainer und Funktionär will seinem Handballsport noch lange erhalten bleiben.