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Handball-Verbandsliga

Edin Mesevic pfeift auf nur einen Job

 

 
 
 
 

 

 

 

 
 
 
Gerolstein. Edin Mesevic ist beim SV Gerolstein Spieler, Trainer und Schiedsrichter in Personalunion
 

Stellen Sie sich mal vor, Sandro Schwarz wäre nicht nur Trainer des Fußball-Bundesligisten Mainz, sondern er würde gleichzeitig auch noch für die 05er spielen und in der ersten Liga als Schiedsrichter Partien pfeifen. Undenkbar. Auf anderer Ebene funktioniert diese Konstellation. Edin Mesevic, ehemaliger Erstliga-Handballer aus Bosnien, ist in der Verbandsliga West dreifach aktiv: Als Spieler-Trainer beim SV Gerolstein – und als Referee in derselben Spielklasse.

 

„Mir machen alle drei Sachen Spaß. Ich bin 26 Jahre alt, da möchte ich noch ein paar Jahre spielen. Und das Pfeifen bereitet mir einfach Freude“, sagt Mesevic, der 2015 nach Deutschland gekommen ist. Nachdem seine Frau einen Job in einer Apotheke in Jünkerath angetreten hatte, bekam Mesevic im Zuge der Familienzusammenführung ein Visum. Über die Lehrerin seines Deutschkurses, die eine E-Mail an den Verein schrieb, kam er zum SV Gerolstein. „Ich wollte trainieren, sie stellte den Kontakt her“, berichtet Mesevic, der in Bosnien für seinen Heimatclub RK Igman und RK Vogošca in der ersten und zweiten Liga aktiv war. Mesevic war auf dem Weg in die Nationalmannschaft und hatte mit Anfang 20 einen Profivertrag in der Türkei in Aussicht, als ihn eine Lungenkrankheit zwei Jahre ausbremste.

 

In der Eifel fand der diplomierte Sportlehrer Mesevic einen Job als Trockenbauer bei der Firma Waldorf in Hillesheim.

 

Kurios: Seine Chefin dort – Doris Waldorf - ist beim SVG Trainerin der Damenmannschaft.

Die Tatsache, dass er als sportlich Verantwortlicher des SV Gerolstein Spiele der unmittelbaren Konkurrenz pfeift, erachtet er als unproblematisch. Die Gefahr einer Wettbewerbsverzerrung sieht Mesevic nicht: „Auf den ersten Blick macht das natürlich einen komischen Eindruck. Aber mich interessiert nicht, welche Mannschaften auf dem Feld stehen. Ich versuche, immer so korrekt wie möglich zu pfeifen“, sagt Mesevic, der über seinen Teamkameraden und Freund Sandro Baumanns zur Schiedsrichterei gekommen ist: „Er hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte. In Bosnien habe ich als Jugendlicher einen Schiedsrichterschein gemacht.“ Nun sind beide als Gespann an der Pfeife aktiv. Rechtfertigungsdruck oder Unmut von den Tribünen habe er bislang aufgrund der ungewöhnlichen Rollenverteilung nicht erlebt. Dass er selbst – obwohl Referee – im April 2016 als Spieler mal wegen Schiedsrichterbeleidigung des Feldes verwiesen wurde, will Mesevic so nicht stehen lassen: „Das war ein Missverständnis. Die Worte, die damals gefallen sein sollen, kamen nicht von mir.“

 

 

Bei allen Emotionen im Sport muss Mesevic als Spielertrainer manchmal die Handbremse anziehen: „Weil ich weiß, wie es als Schiedsrichter ist, darf ich auf manche Entscheidungen nicht so aggressiv reagieren. Jeder macht Fehler. Und ich sitze mit den Schiedsrichterkollegen einmal pro Monat bei Lehrgängen zusammen. Da muss ich aufpassen, was ich sage ...“

 

Für Mesevic, den aktuell eine Bänderverletzung plagt, stehen weniger Siege und Platzierungen im Vordergrund. Für ihn zählt der Spaß am Handball-Sport. Seine Ambitionen halten sich daher in Grenzen: „Als Schiedsrichter kann ich mir vorstellen, vielleicht mal in der Rheinlandliga zu pfeifen.“ Sollte es so kommen, wäre möglichen Diskussionen um Interessenskonflikte jegliche Grundlage entzogen. Der SV Gerolstein steht als Verbandsliga-Achter nicht im Verdacht, ein Kandidat für den Rheinlandliga-Aufstieg zu sein.