01.12.15

Vom Europatraum zu neuen Ufern
Trainer Juncker ist von der ersten Liga Luxemburgs zu Wittlicher B-Juniorinnen gewechselt

(Wittlich) Er bringt Erfahrung als Handball-Trainer mit, doch eine Juniorinnen-Mannschaft trainiert David Juncker bei der HSG Wittlich zum ersten Mal. Der 38-Jährige, der auch das zweite Damenteam betreut, durfte vor nicht allzu langer Zeit vom Europapokal träumen. Dann geschah Unglaubliches.

30.11.2015
Florian Schlecht

Wittlich. Ein Jahr ist es her, da dachte David Juncker an den Europapokal. Im Dezember 2014 trainiert er noch die Handball-Damen des luxemburgischen Erstligisten HBC Schifflange. Ein Spiel fehlt zur Tabellenführung. Doch dann erlebt der 38-Jährige ein Verletzungspech in seiner Mannschaft, das er immer noch nicht fassen kann. "Kreuzbandrisse, Bandscheibenvorfälle, gebrochene Kniescheiben. Es war alles dabei."
Als bei einem Pokalspiel noch zwei Ausfälle dazukommen, geht es steil bergab. Eine 9:1-Führung verspielt die Mannschaft im Cup, in der Liga hagelt es plötzlich Ergebnisse wie ein 6:40. Die Meisterrunde, die in Luxemburg nach der regulären Saison den Titelträger ermittelt, verpasst Schifflange knapp.
Stattdessen tritt das Team in der Abstiegsrunde an - und wird Letzter. "Ich stand nur noch mit vier Leuten beim Training, die nicht länger als ein, zwei Jahre Handball gespielt haben", sagt Juncker. Was möglich gewesen wäre bei einem normalen Saisonverlauf? Er will nicht drüber nachdenken und muss es auch nicht mehr.
Seit dieser Saison trainiert er die B-Juniorinnen der HSG Wittlich. Das Kuriose: Erstmals überhaupt arbeitet er mit einer Junioren-Mannschaft. Zuvor war der Banker ausschließlich im Seniorenbereich tätig. "Es macht mir eine Menge Spaß. Natürlich muss ich in Einzelgesprächen mit den Mädchen anders umgehen, weil sie erst 15, 16 sind. In dem Alter fehlt noch ein Stück weit die Lebenserfahrung und die Gelassenheit, Dinge nicht persönlich zu nehmen."
Nach der 24:30-Niederlage gegen Moselweiß (siehe Extra) am Wochenende zieht Juncker den Ton etwas an. Der Trainer warnt: "Nach der Leistung müssen wir uns nach unten orientieren." Juncker sieht aber mehr Potenzial in der Mannschaft. Der Handballer, der lange Zeit für Pallien spielte, stieg 2007 bei den Damen des Post-Sportvereins Trier ein und trainierte sie mit kurzer Unterbrechung bis 2013. Dann ging es nach Luxemburg, erst zu Grevenmacher, anschließend zu Schifflange. Nun arbeitet Juncker in Wittlich und ist froh darüber. "Je nach Verkehr musste ich nach Schifflange bis zu zwei Stunden pendeln. Jetzt bin ich in 20 Minuten beim Training." Auch die Arbeit bei den Senioren lässt ihn nicht los. Nach dem Rücktritt von Norbert Posnien im September ist er vorübergehend auch Trainer der Rheinlandliga-Damen. Mit ihnen will der Freund einer aktiven Abwehr die Klasse halten. Ehrgeizig genug ist er. "Der Europapokaltraum liegt nur ein Jahr zurück."