Der THW Kiel ist der FC Bayern München der deutschen Handball-Szene. Die Norddeutschen sind mit 20 Titeln der Rekord-Champion vor dem VfL Gummersbach (12) und Frisch Auf Göppingen (9). Und auch in dieser Saison konnte sich die Mannschaft wieder beweisen: Nach dem überzeugenden 27:21-Erfolg im Topspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen hatte der THW zwei Punkte Vorsprung auf die SG-Flensburg-Handewitt. Klingt im ersten Moment nicht viel, doch der Tabellenführer hatte auch noch ein Spiel weniger als die ersten vier Verfolger absolviert.
Es sieht ganz danach aus, als hätten die Kieler endlich zu alter Stärke zurückgefunden. In den letzten vier Jahren ist ihnen von der Konkurrenz etwas der Rang abgelaufen worden. Der letzte Titelgewinn datiert aus dem Jahr 2015. Seitdem gab es „nur“ noch zwei Siege im DHB-Pokal und auf internationaler Ebene 2019 den Sieg beim EHF-Cup. Die Meisterschaft spielten die Rhein-Neckar Löwen und die SG Flensburg-Handewitt mit je zwei Titeln unter sich aus.
In dieser Saison war das anders. Während sich Flensburg als erster Verfolger der Kieler etablieren konnte, bangten die Löwen acht Spiele vor Saisonende sogar um die Teilnahme am internationalen Wettbewerb. Kiel hat die meisten Siege (22) eingefahren, die wenigsten Spiele verloren (4) und zudem die meisten Tore (782) erzielt. Noch dazu haben sie das Duell mit dem Titelverteidiger am 5. Spieltag mit 28:24 gewonnen. Hinzu kommt, dass Kiel auf Platz eins der Tabelle steht - und das noch vor Spielen gegen den Vorletzten in Ludwigshafen und den Tabellen-13. vom Bergischen HC. Kiel wirkt ähnlich dominant wie der Fußball-Rekordmeister aus München, der bei den Bundesliga-Wetten - genau wie der THW in der HBL - als Top-Favorit auf die Meisterschaft angesetzt wurde. Die Teams der deutschen Bundesliga wissen es, die Bayern nie zu unterschätzen, gewannen diese doch auch nach einer weniger überzeugenden Start die letzte Saison. Vergleichsweise waren auch die Kieler für Flensburg eine echte Herausforderung, die nur schwer zu meistern ist.
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Kiel zeigte sich in dieser Saison extrem stark: Sie konnten die vergangenen acht Spiele allesamt gewinnen. Hinzu kommt das starke Abschneiden in der Champions League. Trotz der Niederlagen bei Meshkov Brest (30:33) und Vive Kielce (30:32) haben sich die Kieler als Spitzenreiter der Gruppe B direkt für das Viertelfinale qualifiziert. Die Pleiten konnte man sich einfach erlauben und noch etwas Kräfte sparen. Im DHB-Pokal sah es ebenfalls richtig gut aus und der Titelverteidiger und Rekordsieger konnte sich bisher bis ins Halbfinale gegen Lemgo vorarbeiten. Aufgrund dieser Spielergebnisse verwundert es Fans nicht weiter, warum die Kieler auf dem ersten Tabellenplatz stehen. So beeindruckend andere Teams auch spielen, ist der Tabellenführer nur schwer besiegbar.
Zusammengefasst bleibt es festzuhalten, dass die Kieler in dieser Saison völlig verdient auf den Thron des deutschen Handballs zurückgekehrt sind. In der Meisterschaft konnten sich die Norddeutschen eigentlich nur noch selbst schlagen. Die Performance in diesem Jahr sollte daher zu den erfolgreichsten in der Vereinsgeschichte der Kieler zählen und erinnert langjährige Fans an Ereignisse wie das dritte Triple nach 2007 und 2012.