Gefühlswelten zwischen 12:0 und 0:16Handball: Beim TV Bitburg ist die erste Mannschaft auf Aufstiegskurs und die Reserve das Sorgenkind
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(Bitburg) Ein strahlender Tabellenführer, das sind die Rheinlandliga-Handballer des TV Bitburg, die in dieser Saison bislang jedes Spiel gewonnen haben. Eine Klasse darunter steht die Verbandsliga-Reserve dagegen ohne ein Pünktchen auf dem letzten Platz. Wie ist das zu erklären?

16.11.2015
Florian Schlecht

Bitburg. Mitreißende Tore, ausgiebiger Jubel, anhaltende Euphorie. Die Rheinlandliga-Spieler des TV Bitburg zaubern Janosh Klimek in dieser Saison bislang regelmäßig ein Lächeln ins Gesicht. Nach sechs Spielen stehen die Handballer mit sechs Siegen und 12:0-Zählern an der Tabellenspitze und befinden sich auf Meisterschaftskurs. Guckt der Trainer aber über die Sporttabellen vom Wochenende, so blickt er bei der Verbandsliga weniger glücklich drein. Denn da spielt die Bitburger Reserve, bei der die Gefühlswelt ganz anders aussieht. Sie verlor ihre acht Spiele, hat 0:16-Punkte und kämpft um den Klassenerhalt. Klimek sagt: "Das ist nicht glücklich. Wir brauchen die Zweite in der Liga, damit die jungen Spieler in einer möglichst hohen Klasse Praxis sammeln können."

André Olbricht, der die zweite Mannschaft trainiert, gibt sich kämpferisch. "In der Tabelle sind wir weit von dem entfernt, was die Jungs wirklich können. Ich habe keine Angst, dass es Richtung Abstieg geht." Für das Tief kann er Gründe nennen. Der Trainer vermisst Spieler, die Erfahrung auf den zentralen Positionen einbringen. Leistungsträger brachen weg. Fabian Bernreiter fällt nach einer Schulterverletzung aus, Jens Lübken zog um, Tim Crames rückte in die erste Mannschaft auf, Andreas Dörr wirft seine Tore jetzt für Biewer. Dafür müssen es nun die Talente richten. So wie der 18-jährige Moritz Lübken, der beim 25:26 gegen Prüm am Wochenende immerhin fünf Tore warf. "Wir spielen regelmäßig mit drei Junioren", sagt Olbricht. Das Problem: "Im Kader der A-Jugend stehen nur sieben Leute. Fällt da mal jemand aus, wird es eng."

Noch mehr Unterstützung aus der ersten Mannschaft könnte eine Hilfe sein. "Es gibt Vereine, bei denen die Kooperation besser läuft", gibt Olbricht zu. Doch Janosh Klimek betont, dass er selber Verletzungsprobleme im Kader habe und die Regeln streng seien. Wenn er Spieler ins Aufgebot nehme, dürften sie für Wochen bei der Reserve gar nicht auflaufen. Wechselweise für beide Teams antreten dürfen nur die beiden U21-Spieler im Aufgebot. "Mit ihnen werde ich reden, um eine gute Lösung zu finden", kündigt der Trainer Hilfe an.

Olbricht grübelt ebenso, wie die Wende zu schaffen ist. Er kam auf die Idee, Sven Lauer das Spiel gegen Prüm coachen zu lassen. Er ist ein Spieler der ersten Mannschaft. "Ich hinterfrage auch, ob meine Ansprachen ankommen. Das heißt aber nicht, dass ich den Kopf in den Sand stecke", sagt Olbricht. Schon ein Erfolgserlebnis könne die Wende bringen. "Borussia Mönchengladbach hat im Fußball gezeigt, was möglich ist." Die nächste Chance gibt es am Wochenende, wenn im Heimspiel gegen Schweich II die 0:16-Serie reißen soll. Und der 12:0-Lauf der ersten Mannschaft in Berndorf möglichst anhalten. Denn auch Janosh Klimek weiß, bei aller Euphorie: "Lassen wir nach, kann es im Sport schnell abwärts gehen."